Naturnahe Umgebung - Biodiversität rund ums Haus
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Mit Ideenreichtum, Verständnis für Zusammenhänge und etwas Engagement lässt sich die Artenvielfalt auch im Siedlungsraum steigern. Lesen Sie unsere Tipps, wie Sie die Biodiversität mit einfachen Mitteln bei sich zu Hause fördern können. Die Inhalte des Artikels haben wir auch noch als Faltbroschüre in Kurzversion.
Inhaltsverzeichnis
Mit Ideenreichtum, Verständnis für Zusammenhänge und etwas Engagement lässt sich die Artenvielfalt auch im Siedlungsraum steigern. Lesen Sie unsere Tipps, wie Sie die Biodiversität mit einfachen Mitteln bei sich zu Hause fördern können. Die Inhalte des Artikels haben wir auch noch als Faltbroschüre in Kurzversion.
Viele Arten sind bedroht
Der Zustand der Artenvielfalt in der Schweiz ist ernüchternd: Mehr als ein Drittel aller untersuchten Arten sind bedroht (siehe Rote Listen Schweiz). Die Verluste sind vorwiegend auf die intensive Landnutzung und den Verlust von Lebensräumen zurückzuführen. Laut wissenschaftlichen Studien steigert eine höhere Artenvielfalt nicht nur das Wohlbefinden des Menschen, sondern beeinflusst auch unser Klima, die wirtschaftlichen sowie die ökologischen Leistungen des Ökosystems Erde (Quelle: BAFU). Gärten und Hausumgebungsflächen ersetzen natürlich nicht Naturschutzflächen und ursprüngliche Lebensräume, sie haben aber trotzdem ein grosses Potential als Ergänzung und Trittsteine. Die Fläche der Gärten in der Schweiz ist grösser als diejenige der Naturschutzflächen.
Massnahmen ergreifen
Versiegelung vermeiden oder Flächen entsiegeln
Schon bei der Anlage eines Gartens können Sie wichtige Weichenstellungen machen für die Biodiversität. Asphalt, Plattenbeläge und Beton verschliessen den Boden und heizen sich bei Sonnenschein stark auf. Dadurch geht Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren. Halten Sie die versiegelte Fläche auf Ihrem Grundstück gering und wählen Sie sickerfähige Beläge (z. B. Kies, Splitt, Rasengittersteine). Falls Sie doch einen Plattenbelag möchten, gestalten Sie diesen mit breiten Sandfugen, hier können Wildbienen ihre Nester erstellen. Wege, Plätze und Abstellflächen lassen sich problemlos mit sicker- und begrünbaren Belägen erstellen. Sie können hoch belastbar gestaltet werden und sind erst noch kostengünstiger als Hartbeläge. Bodenbeläge, die Wasser versickern lassen und begrünbar sind haben aber auch noch einen Zusatznutzen für die Menschen. Sie helfen die Umgebung kühlen - angesichts der Klimakrise ein entscheidendes Plus um sich wohl zu fühlen. Bestehende versiegelte Flächen können auch entsiegelt werden indem der Hartbelag entfernt wird.
Einheimische, regionaltypische Pflanzen setzen - Exoten vermeiden
Jede Region hat ihre eigene charakteristische Flora, man nennt sie regionaltypisch. Den grössten ökologischen Wert haben einheimische Pflanzen aus regionalen Herkünften. Einheimische Wildsträucher, Stauden, Bäume und Kräuter bieten der Tierwelt Nektar, Raupenfutter und Verstecke. Sie sind die Basis für die Artenvielfalt. Als Hecke, Blumenwiese oder Wildstaudenbeet sorgen sie für Biodiversität und unterstützen die heimische Tierwelt. Entfernen Sie exotische Problempflanzen, für unsere einheimische Tierwelt sind sie wertlos. Im Gegenteil überwuchern invasiven Pflanzen ganze Schutzgebiete und verdrängen so empfindliche und seltene Arten. Invasive Arten sind ein grosser Treiber des Artensterbens. In vielen Gemeinden gibt es regelmässig Wildsträucheraktionen. Für grössere Projekte empfiehlt es sich einen Naturgarten-Fachbetrieb beizuziehen. Diese haben eine spezielle Ausbildung und kennen die einheimischen Pflanzen. Falls Sie unsicher sind bei der Auswahl von Pflanzen die in Ihre Region passen finden sie unter floretia.ch ein wertvolles Hilfsmittel.
Vielfalt statt Monotonie
Eine grössere Pflanzenvielfalt zieht vielfältigere Tiere an. Dies gilt für kleine Arten wie Wildbienen und Schmetterlinge aber auch für Vögel und Säuger. Auch Nützlinge siedeln sich in einem vielfältigen Garten besser an und helfen bei der Schädlingsbekämpfung. In einem vielfältigen Garten blühen während der Saison immer wieder andere Pflanzen - schön für das menschliche Auge und wertvoll für blütenbesuchende Insekten. Ein vielfältiger Garten hat auch für uns Menschen einen grossen Nutzen. Manche Pflanzen liefern feines Wildobst, Gewürze und Tee für die Küche und sogar Heilmittel. Auch Blumenschmuck und Material für Dekorationen wächst kostenlos vor der Haustür. Kinder finden in einem vielfältigen Garten eine Menge Anregungen und können allerlei Beobachtungen machen - viel mehr als in einem Garten der nur aus Rasenflächen und Thujahecken besteht.
Naturfreundlich gärtnern
Benutzen Sie keine Pestizide, damit vertreiben Sie wertvolle Nützlinge, verunreinigen Böden und verschmutzen unser Grundwasser. Pflegen Sie ihren Garten möglichst von Hand und kleintierfreundlich. Motorisierte Gartengeräte töten und verletzen viele kleinen Gartenbewohner - und daneben strapaziert der Lärm die Nerven der Nachbarschaft. Schneiden Sie Pflanzen zurückhaltend und fachgerecht zurück. Wiesenflächen kann man in Randbereichen wachsen lassen und nur zweimal jährlich schneiden. Unter und entlang von Hecken lässt man einen Krautsaum stehen der nur alle zwei Jahre geschnitten wird, hier verstecken sich Igel und Blindschleichen. Geniessen Sie die Zeit lieber im Schatten mit einem Buch anstatt mit überflüssigem Herumhantieren mit Motorgeräten. Verzichten Sie auf Torf, weil durch den Abbau wertvolle Moore zerstört werden.
Strukturelemente anbieten
Weil heruntergefallenes Laub die Wiesenpflanzen verdrängt sollte das Laub zusammengerecht werden. Auf Fusswegen erhöht rutschiges Laub die Unfallgefahr, auch hier wird es besser entfernt. Es kann zu Haufen geschichtet werden, idealerweise in einer ungestörter Ecke. Auch andere Materialien eigenen sich. Ast-, Laub- und oder Steinhaufen schaffen Raum und Unterschlupf für viele Lebewesen: Als Kinderstube, Nahrungsquelle oder Winterquartier für Igel, Blindschleichen und andere Kleintiere. Auch Trockenmauern, Holzbeigen, Wurzelstöcke, offene Komposthaufen, ungemähtes Altgras und verdorrte Pflanzenstängel sind bei Insekten und Kleintieren beliebt. Ein "unaufgeräumter Garten" hat für unsere einheimische Biodiversität sehr viel zu bieten. Nisthilfen und Kästen für Igel, Wildbienen oder Vögel können die Biodiversität in ihrem Garten ebenfalls erhöhen. Beim Kauf von Nisthilfen sollten Sie sich von einer Fachperson beraten lassen. Mit sonnigen Kiesflächen oder Wasserstellen lassen sich sogar Amphibien und Reptilien in den Garten locken.
Hindernisse und Fallen vermeiden oder absichern
Entschärfen Sie Kleintierfallen wie Kellerschächte oder Wasserbecken mit senkrechten Wänden. Hier helfen Massnahmen wie ein schräges Brett als Ausstiegshilfe oder die Absicherung durch feinmaschiges Gitter. Spiegelnde Glasflächen töten jedes Jahr alleine in der Schweiz Hunderttausende von Vögeln. mit einfachen Mitteln lassen sich solche Verluste vermeiden. Reduzieren Sie Aussenbeleuchtungen auf das Minimum. Diese können Tiere wie Fledermäuse und nachtaktive Insekten stören oder sogar ihr Überleben verhindern. Igel können senkrechte Hindernisse, die höher als 20 cm sind nicht übersteigen. Hier helfen Zwischenstufen aus flachen Steinen. Wenn Maschendrahtzäune mindestens 15 cm über dem Boden freilassen können Wildtiere unten durchschlüpfen und dieses Hindernis passieren.
Fassaden- und Dachbegrünung fördern
Lebensraum beschränkt sich nicht nur auf den Boden. Begrünte Fassaden und Dächer bieten Lebensraum und schützen Gebäude vor Überhitzung. Eine Fassadenbegrünung mit Mehrfachnutzen ist Spalierobst - Obst kann geerntet und Lebensraum geschaffen werden - den sommerlichen Hitzeschutz gibt's obendrauf. Flachdächer können als begehbarer Dachgarten, als Extensivbegrünung oder in Kombination mit einer Solaranlage gestaltet werden. In Zukunft werden Fassaden- und Dachbegrünungen noch eine grössere Rolle spielen um der Klimakrise und Überhitzung von Siedlungen entgegen zu wirken (Klimaanpassung).
Engagieren Sie sich auch in Ihrer Umgebung
Lebensräume hören nicht an der Gartengrenze auf. Engagieren Sie sich in der Gemeinde, bei einem Schulhaus, rund um eine Wohngenossenschaft oder auf einem Firmenareal: Machen sie den Verantwortlichen neue Vorschläge und stellen sie die bisherige Bepflanzung zur Diskussion. In jeder Gemeinde gibt es zahlreiche "Restflächen" die man einfach aufwerten kann. Der Pflegeaufwand wird dann oft sogar noch kleiner weil man viel weniger mähen muss. Kleinere Projekte können Sie alleine oder in Gruppen ausführen, für grössere Projekte wenden Sie sich am besten an einen Naturgartenbetrieb (www.bioterra.ch). Machen Sie sich auch stark für Naturschutzflächen in der Region. Oft sind das noch die letzten Refugien von seltenen Arten. Und nicht zuletzt: Unterstützen Sie mit Ihrem Einkauf eine nachhaltige Landwirtschaft.
Unsere Falt-Broschüre vermittelt die obengenannten Punkte in Kurzform und kann gerne von Gemeinden an die Bevölkerung verteilt oder Baubewilligungen beigelegt werden. Die Broschüre wird nach dem Ausdruck in der Mitte gefaltet und ist für die Verwendung im Kanton Luzern konzipiert.
Nützliche Informationen
- Natur für jeden Garten, R. Witt, Naturgartenverlag Ottenhofen, ISBN 978-3-00-041361-2
- Der gestaltete Naturgarten, P. Richard, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-08024-6
- Tiere in meinem Garten, Bruno P. Kerner, K. Richarz, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-08155-7
- Gärtnern ohne invasive Pflanzen, Norbert Griebl, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-08069-7
Herausgeber: Umweltberatung Luzern
Konzept und Text: S. Meyer, M. Kieffer
Bilder: M. Merki, M. Kieffer, R. Doppmann, gemeinfreie Bilder
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