Unkraut
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Probleme mit wilden Beikräutern? Manchmal reicht ein Perspektivenwechsel um den Ärger verrauchen zu lassen. Es gibt viele schonenden Techniken um unerwünschte Pflanzen zu regulieren, so dass sie nicht "ins Kraut schiessen". Mulchen und mechanische Regulierung sind sehr wirksam. Auf Herbizide sollte verzichtet werden.
Inhaltsverzeichnis
Kurzinformationen
Unkräuter sind Pflanzen die an einem Ort wachsen wo wir sie nicht wollen. In der Natur gibt es kein Unkraut, nur Pflanzen. Für Tiere sind sie wertvolle Nahrungs-Quellen, sie bieten Nektar, Pollen und Samen. Viele "Unkräuter" können in der Küche verwendet werden oder sind Heilkräuter. Verwenden Sie nur Pflanzen die Sie sicher kennen! Es gibt auch gefährliche Giftpflanzen!
Unkraut, oder weniger abschätzig Beikraut genannt hat verschiedene Vermehrungsstrategien: über Ausläufer oder Samen. Die Strategie zur Regulierung muss sich an der Pflanze orientieren.
Die Regulierungsmöglichkeiten sind vielfältig: Sehr umweltfreundlich sind Jäten von Hand oder Entfernen mit der Pendelhacke. Auch Mulchen ist sehr empfehlenswert, wenn man dazu organisches Material nimmt, wird zusätzlich der Humus aufgebaut.
Der Einsatz von Herbiziden ist auf vielen Flächen (z. B. Wege, Plätze, Terrassen) verboten und führt immer wieder zu Gewässerverschmutzungen und kann die Gesundheit gefährden. Wir raten deshalb darauf zu verzichten.
Probleme mit wilden Beikräutern? Manchmal reicht ein Perspektivenwechsel um den Ärger verrauchen zu lassen. Es gibt viele schonenden Techniken um unerwünschte Pflanzen zu regulieren, so dass sie nicht "ins Kraut schiessen". Mulchen und mechanische Regulierung sind sehr wirksam. Auf Herbizide sollte verzichtet werden.
Kraut und Unkraut
Nutzgarten, Rasen, Plätze und Wege werden spontan von Wildpflanzen besiedelt. Eigentlich ist dies ja eine gute Nachricht: die Natur ist fähig, kahle Flächen zu begrünen und Lücken in der Vegetation wieder zu schliessen. Auf den meisten Flächen würden zuerst Kräuter, dann ein Gebüsch und später ein Wald wachsen wenn wir nicht eingreifen würden. Um das zu verhindern hat der Mensch zahlreiche Mittel gefunden: Entfernung von Bäumen mit der Kettensäge, Beweidung durch Tiere, Abmähen des Pflanzenwuchses, Pflügen des Bodens, Ausreissen und Ausgraben von unerwünschten Pflanzen oder Herbizideinsatz.
Als Unkräuter werden Pflanzen bezeichnet, die an einer Stelle unerwünscht sind. Heute werden sie oft auch weniger abwertend Beikräuter genannt. In der Regel handelt es sich um einheimische Wildpflanzen. Auch fremdländische Pflanzen können zum Unkraut werden, wenn sie sich übermässig vermehren (invasive Neophyten). Beikräuter verursachen in der Landwirtschaft Ertragseinbussen, weil sie die Kulturpflanzen konkurrenzieren, aber sie können auch Infrastrukturen beschädigen oder ästhetisch stören.
Eine Frage der Perspektive
Im Hausgarten können wir uns viel Mühe und Arbeit sparen wenn wir versuchen, uns mit den aufkommenden Pflanzen zu arrangieren. Bevor Sie das nächste mal auf Unkrautvernichtungstour gehen, überlegen Sie sich, welchen Schaden diese Pflanze anrichtet. Vielleicht ist sie ja ein Heilkraut, ein Wildgemüse oder leistet einen wertvollen ökologischen Beitrag für Tiere.
Viele Wildpflanzen sind essbar und bereichern unseren Speisezettel: Löwenzahn, Gänseblümchen, Giersch, Vogelmiere, und Brennnessel können in der Küche verwendet werden und liefern wertvolle Vitamine. Viele Arten sind auch wichtige Heilkräuter: Spitzwegerich, Huflattich, Kamille und Schafgarbe sind gute Beispiele. Das Bestimmen, Sammeln und Verarbeiten von Wildkräutern können Sie an Kursen lernen. Verwenden Sie nur Pflanzen die Sie sicher kennen! Es gibt auch gefährliche Giftpflanzen! Auch sollten Sie keine Pflanzen an stark belasteten Standorten oder in Schutzgebieten sammeln!
Oft hilft es auch, sich über Sinn und Zweck einer Gartenfläche Gedanken zu machen und die eigenen Ansprüche zu hinterfragen. Brauche ich einen perfekten Golfrasen oder reicht ein Gebrauchsrasen, wo noch das eine oder andere Blümchen gedeiht? Muss der Gartenweg, der Kiesplatz oder die Abstellfläche komplett kahl sein oder kann ich etwas Bewuchs tolerieren? Ist es schlimm, wenn im Gemüsegarten die Wege oder die Beetränder mit ein paar Wildpflanzen bewachsen sind?
Beikräuter sind mit ihrem Nektar und ihren Samen wichtige Nahrungsquellen für Insekten und Vögel - für die Biodiversität spielen sie daher eine grosse Rolle. Viele Ackerbegleitpflanzen, die früher auf den Feldern wuchsen sind heute stark gefährdet.
Arten von Beikräutern
Diese Pflanzen bilden besonders zähe und hartnäckige Wurzelteile. Sie reichen oft weit in den Boden hinein. Entfernt man diese Pflanzen durch Ausgraben kann jedes vergessene Wurzelstück wieder austreiben. Zu den "Wurzelunkräutern" gehören etwa Winden, Quecke, Giersch und Scharbockskraut. Für die Entfernung von Wurzelunkräutern ist es entscheidend die Wurzeln gründlich aus dem Boden herauszulesen. Im Anschluss braucht es regelmässige Nachkontrollen.
Diese Pflanzen vermehren sich durch Samen und haben eine kurze Lebensdauer. In einem Jahr keimen, wachsen, blühen und fruchten sie. Die einzelne Pflanze stirbt ab wenn man sie beispielsweise oberflächlich mit einem Schaber abkratzt. Der Samenvorrat im Boden kann jedoch auch nach Jahren immer wieder auskeimen wenn er an die Oberfläche kommt. Da die meisten Einjährigen Lichtkeimer sind hilft die Beschattung des Bodens mittels Mulch.
Gehölzsämlinge sind im ersten Jahr noch klein und unauffällig. Sie können jetzt leicht von Hand mit den Wurzeln ausgerissen werden. Wartet man zu wird es schwieriger und braucht mehr Kraft. Oft muss man dann einen Pickel zu Hilfe nehmen. Schneidet man Gehölze nur ab treiben sie wieder aus. In Wiesen verhindert die regelmässige Mahd das Aufkommen von Gehölzen. In Trockenmauern sollte man keine Gehölze tolerieren.
Brombeeren bilden lange Triebe, die bei Bodenkontakt sofort Wurzeln bilden und danach wieder neue Ranken. Jedes im Boden vergessene Stück kann eine neue Pflanze bilden. Um Brombeeren zu entfernen müssen sie sorgfältig mit den Wurzeln ausgerissen oder ausgepickelt werden und es braucht regelmässige Nachkontrollen. Moose in Pflasterfugen kann man ruhig gewähren lassen - sie sind harmlos.
Regulierung von Beikräutern
- Befestigte Plätze und Wege sollten häufig gewischt werden. So kann sich kein organisches Material in Fugen und Ritzen ansammeln welches wiederum durch unerwünschte Pflanzen besiedelt wird.
- Auf gewissen Flächen können auch Schotterrasen oder Rasengittersteine erstellt werden, anstatt ein unbewachsener Belag. Sie sind pflegeleicht: Ein bis zwei Mal Mähen pro Jahr genügt.
- Am Rand von Wegen Humus und einwachsende Pflanzen entfernen (abranden).
- Beete und Gehölzunterpflanzungen kann man mit Bodendeckern bepflanzen. Diese beschatten den Boden so dass viele "Unkräuter" sich gar nicht ausbreiten können. Einheimische Arten sind beispielsweise Habichtskraut, Veilchen oder Wald-Erdbeeren.
- Wünscht man einen "sauberen" Steinplatz sollten die Fugen sauber ausgemörtelt sein, das hilft gegen unerwünschten Bewuchs. Generell sollten aber befestigte und mit Platten belegte Flächen im Garten möglichst klein gehalten werden.
- Grundsätzlich sollte man mit der Regulierung von unerwünschten Pflanzen nicht zu lange warten. Bei jungen Pflanzen ist der Arbeitsaufwand viel geringer als wenn sie schon grösser sind.
Viele gängige Beikräuter im Nutzgarten brauchen Licht zum Keimen. Eine regelmässig aufgebrachte Mulchschicht sorgt für schattige Verhältnisse und verhindert die Keimung. Zusätzlich wird durch den Mulch der Humus aufgebaut. Der Boden lässt sich auch mit Mulchfolien beschatten - so werden ebenfalls viele Unkräuter unterdrückt. Mulchfolien können aus Schafwolle oder anderen natürlichen Materialien sein. Diese zersetzen sich und bauen Humus auf. Auch Stroh oder Rinde eigenen sich. Es gibt auch schwarze Kunststofffolien, diese bauen aber keinen Humus auf und müssen später mühselig aus der Fläche entfernt und entsorgt werden. Sie sind in der Landwirtschaft eine bedeutende Quelle von Mikroplastik. Neu gibt es auch kompostierbare Kunststofffolien, der Nutzen ist aber derzeit noch umstritten, die Produkte müssen sehr genau angeschaut werden weil es teilweise Unklarheit bei den Begriffen gibt.
- Jäten - Beikraut von Hand ausreissen, ausgraben oder auspickeln. Jäten ist die umweltfreundlichste und zugleich aufwändigste Methode. Stellen Sie sicher, dass die Pflanze mitsamt der Wurzel ausgerissen wird. Dies ist am leichtesten bei einem trockenem Boden und wenn die Pflanzen noch jung sind. Schafft man das nicht, oder handelt es sich um Wurzelunkräuter gräbt man die Pflanzen samt Wurzeln aus. Für junge Gehölze und Brombeeren empfiehlt sich ein Pickel. Es ist wichtig, oft Nachkontrollen zu machen um frisch austreibende Pflanzen auch noch zu entfernen.
- Pendelhacke: Die Pendelhacke ist ein effizientes Werkzeug, um mit wenig Kraftaufwand grössere Flächen von Beikraut zu befreien. Mit Hilfe eines scharfen Metallblattes werden die Beikräuter knapp unter der Bodenoberfläche abgeschnitten oder abgeschabt. Einjährige Pflanzen können nach einer solchen Behandlung nicht mehr nachwachsen. Gleichzeitig kann der Boden oberflächlich gelockert werden. Alle abgeschnittenen Pflanzenteile welche keine Blüten oder Samen tragen können als Mulch liegenbleiben. Pflanzenteile von hartnäckigen Arten oder blühende und samentragende Beikräuter können sich auf dem Kompost weitervermehren, sie werden via Grüngut entsorgt. Man kann damit auch Pflanzenjauchen ansetzen und sie so wieder als Dünger brauchen. In der Landwirtschaft existieren ebenfalls mechanische Geräte um Äcker von Beikräutern zu befreien (Striegel).
- Mähen: Es gibt Pflanzen die Mähen schlecht vertragen. Sie können vor der Blüte tief gemäht werden. Beispiele sind Kamille, Klatschmohn oder Melde. Das Schnittgut kann zum Mulchen verwendet werden.
- Weitere mechanische Methoden: Wenn die Wurzeln der Pflanze schlecht zugänglich sind, können Sie auch regelmässig die grünen Teile abschneiden, dies hemmt das Wachstum. Am einfachsten verwendet man dazu einen Schaber aus Metall. Flächen im Nutzgarten mit hartnäckigen Wurzelunkräutern können umgestochen werden und die Wurzeln herausgelesen werden. Mittels Hochdruckreiniger können grosse Flächen schnell von unliebsamem Grün befreit werden.
- Es gibt Verfahren um Beikräuter mit Hitze zu bekämpfen. Einerseits gibt es Abbrenngeräte auf dem Markt und andererseits auch Dämpfgeräte. Abbrenngeräte eignen sich beispielsweise für die Anwendung auf Kies- oder anderen Plätzen wo eine Regulierung von Hand nicht machbar ist und Herbizide verboten sind. Bevor man sich nun gleich ein Abbrenngerät anschafft sollte man sich bewusst sein dass mit den Pflanzen, die entfernt werden sollen auch alle Kleintiere (Insekten, Puppen, Raupen) verbrannt werden.
- Es gibt auch Heissluftgeräte die punktuell eingesetzt werden um zähe Einzelkräuter zu entfernen. Dämpfgeräte werden eingesetzt um ganze Beete zu sterilisieren. Natürlich sterben bei einer solchen Behandlung nicht nur unerwünschte Pflanzen sondern alle Bodenlebewesen die in der Nähe sind. Das Verfahren ist sehr energieintensiv.
Neu werden unerwünschte Pflanzen sogar mit Strom abgetötet - dies wird derzeit getestet bei hartnäckigen invasiven Neophyten.
Es gibt zahlreiche chemische Unkrautvertilgungsmittel (Herbizide) auf dem Markt. Diese werden aufgesprüht und die Beikräuter sterben ab. Bei der Handhabung ist Vorsicht geboten! Unsachgemässe Anwendung kann zu schweren Gesundheitsschäden führen! Daneben können auch Gewässer mit ihren Tieren und Pflanzen sowie weitere Lebensräume geschädigt werden!
Der Einsatz von Unkrautvertilgungsmitteln ist gesetzlich verboten:
- auf Dächern und Terrassen
- auf Lagerplätzen
- auf und an Strassen, Wegen und Plätzen
- auf Böschungen und Grünstreifen entlang von Strassen und Gleisanlagen
- in Hecken und Feldgehölzen
- in Naturschutzgebieten, Rieden, Mooren
- In einem 3 m breiten Streifen entlang von Oberflächengewässern
- In einem 3 m breiten Streifen entlang von Hecken, Feldgehölzen, Waldrand, Naturschutzgebieten, Mooren, Rieden (Einzelstockbehandlung von Problemunkräutern erlaubt)
- In der Grundwasserschutzzone S1 von Grundwasserfassungen (in S2 und Sh gilt Liste Anwendungsverbote PSM)
Das ist erlaubt:
Unkrautvertilgungsmittel dürfen zur Bekämpfung unerwünschter Pflanzen auf Äckern, Beeten und sonstigen Nutzflächen verwendet werden.
Diese erlaubte Anwendung gilt sowohl für die Landwirtschaft, den Gartenbau als auch für die private Anwendung im eigenen Garten. Die Auflagen des Gewässerschutzes müssen jedoch beachtet werden. Falls Sie über keine Fachbewilligung Pflanzenschutz verfügen, dürfen Sie nur Pflanzenschutzmittel für die «Nichtberufliche Verwendung» einsetzten.
Aus Umweltschutzgründen sollte aber auch in diesen Bereichen der Einsatz von Herbiziden auf das absolute Minimum reduziert oder ganz darauf verzichtet werden. Sofern Herbizide verwendet werden, ist die Gebrauchsanweisung strikte zu beachten. Pflanzenschutzmittel (PSM) und PSM-haltiges Wasser dürfen auf keinen Fall direkt oder indirekt in die Kanalisation oder Gewässer gelangen! Bereits wenige Tropfen oder Granulatkörner eines PSM können ein Gewässer schwerwiegend verunreinigen. Reinigen Sie daher Ihre Rücken- und Handspritzgeräte auf der behandelten Kulturfläche oder einer anderen bewachsenen Fläche. Keine Reinigung in einem Lavabo, WC, Brunnen etc.! Beachten Sie unbedingt das Merkblatt "Pflanzenschutzmittel" (BBZN)!
Nützliche Informationen
- Lob des Unkrauts, Bross-Burkhard B., 2015, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-07907-3
- Mulch total, Kretschmann K. und Behm R., 2017 OLV-Verlag, ISBN 3-922201-18-0
- Heilsame Wildpflanzen im Rhythmus der 10 Jahreszeiten sammeln und anwenden, Hecker K. und F., 2019 Haupt Verlag Bern, ISBN 978-3-258-07977-6
- Was blüht denn da? Spohn M., 2021 Kosmos Verlag, ISBN 9783440170731
- Essbare Stadt - Wildwuchs auf dem Teller. Rezepte mit Pflanzen aus der Stadt, Maggi M., Chrétien J., Verlag Bassermann, ISBN 978-3-8094-3590-7
Herausgeber: Umweltberatung Luzern
Konzept und Text: S. Meyer, M. Kieffer, Mario Kurmann (BBZN)
Bilder: M. Kieffer, A. Krebs, ETH-Pics, gemeinfreie Bilder
Weitere Informationen finden Sie unter Luzern grünt
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