Steinmarder
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Den Steinmarder entdeckt man mit etwas Glück während der Abenddämmerung. Der ursprüngliche Felsenbewohner fühlt sich auch in urbanen Siedlungsgebieten wohl. Häuserzeilen sind für ihn künstliche Felslandschaften und Dachstöcke bieten Unterschlupf. Das führt manchmal zu Konflikten mit dem Mensch.
Inhaltsverzeichnis
Kurzinformationen
Der Marder gehört zur einheimischen Fauna wie der Fuchs und der Hase und bereichert sogar unsere Siedlungen. Er ist ungefährlich und verursacht bei richtigem Verhalten keine Schäden, sondern hilft bei der Bekämpfung lästiger Insekten.
Marder und Autos
Um das Auto vor Maderbissen zu schützen, eignet sich eine dicht abschliessbare Garage. Autokabel können durch eine Ummantelung aus Hartplastik geschützt werden. Mittlerweile stellen aber die meisten Hersteller "mardersichere" Autokabel her.
Marder im Haus
Um Steinmarder erfolgreich aus dem Wohnhaus zu beseitigen, gibt es nur ein Erfolgsrezept: Den Marder vertreiben und aussperren. Im Frühling müssen Aussperrungen grundsätzlich unterbleiben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man eine Mutter von ihren Jungtieren trennt, die dann im Nest verhungern müssen.
Im restlichen Jahr müssen Eingangslöcher zum Unterschlupf versperrt werden. Auch da muss sichergestellt sein, dass sich kein Marder mehr im Haus aufhält. Löcher und Lücken, die grösser als 5 cm sind, müssen verschlossen werden. Ausserdem sollte der Weg zum Unterschlupf/Dachboden unpassierbar sein (keine Kletterpflanzen an der Hauswand und keine herunterhängende Äste).
Marderbeobachtungen melden unter: luzern.stadtwildtiere.ch/melden
Den Steinmarder entdeckt man mit etwas Glück während der Abenddämmerung. Der ursprüngliche Felsenbewohner fühlt sich auch in urbanen Siedlungsgebieten wohl. Häuserzeilen sind für ihn künstliche Felslandschaften und Dachstöcke bieten Unterschlupf. Das führt manchmal zu Konflikten mit dem Mensch.
Biologie und Lebensweise
Der Steinmarder (Martes foina) wird umgangssprachlich auch Hausmarder, Marder oder Dachmarder genannt. Erkennbar ist er an seinem langgestreckten Körper und dem weissen Brustlatz. Sein nächster Verwandter, der Baummarder hat einen gelblichen Latz. Dieser ist jedoch ein scheuer, seltener Waldbewohner - er kommt nicht in Siedlungen vor. Daneben gibt es in der Schweiz auch noch weitere Marderverwandte wie Wiesel und Iltis.
Aussehen
Der Steinmarder (Martes foina) wird 58–84 cm lang und 1–2 kg schwer, wobei die Rüden (Männchen) im Schnitt etwas grösser und schwerer sind als die Fähen (Weibchen).
Systematik
Der Steinmarder (Martes foina) gehört innerhalb der Raubtiere (Carnivora) in die Familie der Marder (Mustelidae) und ist der grösste Marder Mitteleuropas. Im Gegensatz zu seinem scheuen Verwandten, dem Baummarder (Martes martes), zeigt der Steinmarder wenig Angst vor dem Menschen, ja ist sogar ein sogenannter Kulturfolger. Er kann mitten in Dörfern und Städten leben und nistet sich gerne in Häusern ein. Daher wird der Steinmarder auch Hausmarder genannt. Im Kanton Luzern kommen folgende Marderarten vor:
Natürliche Feinde
Die Feinde des Marders sind Füchse, Bären, Wölfe, Luchse und Raubvögel wie Adler, Habicht etc.
Nahrung
Marder ernähren sich vorzugsweise von Fleisch, ihr Speiseplan ist jedoch sehr vielseitig: Ratten, Mäuse, Hasen, kleine Vögel, Fische, Reptilien, Lurche, Krebstiere, Insekten, Regenwürmer, Katzenfutter, Speisereste, Obst, Beeren, Nüsse, Knollen und rohe Eier.
Fortpflanzung und Sozialverhalten
"Die Trächtigkeitsdauer bei den Mardern beträgt in der Regel 30 bis 60 Tage, bei vielen Arten kommt es jedoch zu einer verzögerten Einnistung der befruchteten Eizelle in den Uterus, sodass zwischen Begattung und Geburt etliche Monate liegen können. In der Regel trägt das Weibchen nur einmal im Jahr einen Wurf aus. Neugeborene Marder sind Nesthocker, sie kommen blind und hilflos zur Welt, wachsen aber schnell. Bei den meisten Arten sind die Jungtiere nach zwei Monaten selbständig, die Geschlechtsreife tritt meist zwischen einem halben und zwei Jahren ein. Die Lebenserwartung in freier Natur beträgt üblicherweise fünf bis 20 Jahre.
Marder sind eher einzelgängerische und territoriale Tiere, die ihre Reviergrenzen mit dem Sekret ihrer Analdrüsen, mit Urin oder Kot markieren. Der Geruchssinn ist sehr stark ausgeprägt und dient dem Finden von Beute und der Kommunikation mit Artgenossen, auch der Gesichts- und Gehörsinn sind gut entwickelt. Abgesehen von einigen Otterarten und dem europäischen Dachs sind alle Marderarten Einzelgänger. Dabei verteidigen die Weibchen in der Regel Reviere, die groß genug sind, um sich und ihren Nachwuchs zu ernähren. Die Reviere der Männchen sind größer und überlappen stets mit denen mehrerer Weibchen. Die Reviere der Männchen untereinander überlappen in aller Regel nicht, Weibchen sind toleranter, doch scheinen auch bei ihnen nur geringe Überschneidungszonen vorzukommen. Als Resultat entsteht ein jeweils intra-sexuelles Reviersystem, das mit dem des anderen Geschlechts stark überlappt." (Quelle: Wikipedia)
Lebensraum und Verhaltensweise
Mit etwas Glück begegnen Sie im Siedlungsgebiet während der Dämmerung einem Marder, der eilig über die Strasse rennt. Gerne verstecken sich Steinmarder unter Autos, die ihnen auf ihren Streifzügen gute Deckung bieten. Marder sind Einzelgänger und beanspruchen ein Revier von etwa 80–150 Hektaren. In ihrem Revier dulden sie keine Rivalen, nur während der Paarungszeit im Juni und August sucht sich das Weibchen ein passendes Männchen. Während der Aufzucht der Jungtiere (März bis August), sorgen die verspielten "Poltergeister" in Wohnhäusern oft für Ärger und schlaflose Nächte.
Ursprünglicher ist der Steinmarder ein Felsenbewohner. Kleinstrukturen wie Asthaufen, naturnahe Gärten, Gebüsche und Hecken fördern die einheimischen Raubtiere auch im urbanen Siedlungsgebiet. Marder können hervorragend klettern. Oft nutzen sie zugängliche Dachböden, Scheunen oder Gartenhäuschen als Unterschlupf. Doch nicht alle erfreuen sich am Steinmarder, denn manchmal reissen die Wildtiere Hühner, stehlen Eier, durchbeissen Autokabel, machen ohrenbetäubend Radau oder zerfetzen Isoliermaterial. Haben Sie auch einen Marder im Wohngebäude? Gerne beraten wir Sie im Umgang mit dem einheimischen Wildtier.
Steinmarder sind in der ganzen Schweiz weitverbreitet und kommen bis auf eine Höhe von 2400 Metern vor.
Warum leben Marder in menschlichen Siedlungen?
Drei Hauptfaktoren sind wohl dafür ausschlaggebend:
- Der Marder wird wenig bejagt, so dass sein Bestand gestiegen ist.
- Der Siedlungsraum ist in den letzten Jahren massiv gewachsen. Dadurch verkleinert sich der natürliche Lebensraum der Tiere, wodurch sie auf Siedlungsgebiete ausweichen.
- Der Siedlungsraum ist oft biodiverser als die Ackerflächen im Umland. Dadurch, und durch Speiseresten und andere Siedlungsabfälle, findet der Marder in bebauten Gebieten oft mehr Nahrung.
Diese Gründe gelten ebenso für Füchse und Dachse. Auch sie leben immer zahlreicher in der Stadt.
Schäden und Belästigungen
Marder können im Hühnerstall Hühner reissen und Eier stehlen, bei parkierten Autos Kabel durchbeissen, im Haus herumtollen, Isoliermaterial zerfetzen und im Garten Blumen beschädigen.
Um festzustellen, ob Sie einen Marder haben, können Sie bei uns kostenlos eine Fotofalle ausleihen.
Wie kommt der Marder ins Haus?
Steinmarder kommen auf unterschiedliche Weise auf den Dachboden. Bei rauen oder begrünten Fassaden klettern sie einfach an der Wand hoch. Ein Baum oder ein flacher, an das Haus anschliessender Gebäudeteil, eine Garage oder ein Velounterstand, kann den Aufstieg erleichtern. Im Extremfall können sich Marder auch zwischen Fassade und Abflussrohr emporklemmen. Als Einschlupfmöglichkeiten dienen Mauerlöcher, Belüftungsschlitze, defekte oder offen stehende Dachfenster, anhebbare Dachziegel oder ähnliches. Ein Lochdurchmesser von 6-7 cm oder ein 5 cm breiter Spalt genügen.
Schutz vor Mardern...
Wenn der Marder aus dem Haus muss, gibt es prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten: Aussperren oder Vergrämen (Vertreiben). Fangen und Umsiedeln des Tieres nützten nichts, da sein Revier gleich darauf neu besetzt wird. Der Nachfolger orientiert sich an den Duftspuren des Vorgängers und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dieselben Unterschlüpfe nutzen. Wenn immer möglich sind bauliche Massnahmen allen akustischen und auf Geruch basierenden Abwehrmassnahmen vorzuziehen: Schlupflöcher vergittern oder verschliessen und Zugänge unpassierbar machen (Bäume beispielsweise mit Katzenabwehrgürteln versehen).
Im Frühling müssen Aussperrungen grundsätzlich unterbleiben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man eine Mutter von ihren Jungtieren trennt, die dann auf dem Dachboden verhungern müssen.
Bei der Vergrämung ist Ideenreichtum gefordert. Gelegentliches Begehen, Lärmen und Herumpoltern auf dem Dachboden kann einen Dachstock für den Marder unattraktiv machen.
Weitere Möglichkeiten sind das Ausbringen von Hundehaaren, das Sprayen von Duftstoffen, welche Katzen oder Hunde abschrecken, oder knoblauchähnliche Geruchsstoffträger (im Handel als „Marder-Schreck“ erhältlich). Wichtig ist, dass alle Massnahmen so umgesetzt werden, dass sich der Marder nicht an die neue Unterkunft gewöhnen kann. Der Überraschungseffekt ist dabei wichtig. Hier ein paar Tipps:
- Der Erfolg der Vergrämung hängt jedoch auch davon ab, ob man einen sensiblen oder eher robusten Steinmarder beherbergt.
- Herumliegenden Kot und Beutereste kann man hin und wieder entfernen. Eine wasserdichte Auflage an den Kotplätzen verhindert, dass der Urin in den Boden eindringt.
- Antennenkabel sollten vorsichtshalber an der Wand entlang verlegt oder mit festem Material ummantelt werden, damit der Marder nicht hineinbeissen kann.
- Schäden an Isolationsmaterialien können vermieden werden, wenn sie von vornherein durch eine reissfeste Auflage oder Abdeckung geschützt sind.
- Wenn Sie dem Marder eine zusätzliche „Wohngelegenheit“ im Freien bieten, verringert sich die Chance, dass er sich in Ihrem Haus niederlässt. Dies können Holzstösse mit Höhlungen sein oder selbst erbaute Marderhäuschen (ohne Imprägnierungs- und Anstrichmittel).
- Der Garten ist grundsätzlich schwierig vor dem Marder zu schützen. Es gilt hier, dem Tier gegenüber tolerant zu sein. Ein gedeckter Komposthaufen, keine offenen Futterteller für Haustiere und das Auflesen des Fallobstes vermindern zudem die Attraktivität des Gartens als Futterplatz.
Im Hühnerstall sucht der Marder vor allem Eier; eine nährreiche, handliche und lagerfähige Nahrung. Tatsächlich sind Marder geschickt genug, ein Ei über weite Strecken im Maul zu transportieren, ohne es dabei zu beschädigen. In einem Nahrungsdepot kann der Marder auf diese Weise Dutzende von Eiern horten.
Normalerweise geschieht bei einem nächtlichen Besuch eines Marders im Hühnerstall nicht viel – es sei denn, ein Huhn erschrickt, reagiert hysterisch und versetzt damit den ganzen Stall in Aufruhr. Dann beisst der Marder zu, beinahe hilflos inmitten dieses Hühner-Pulks, schnappt er vom Instinkt getrieben nach allem, was sich bewegt. Ein gut gesicherter Hühnerstall ist deshalb der beste Schutz für Hühner und Eier.
Marder lieben dunkle, warme und trockene Plätze. Deswegen wecken insbesondere Motorräume ihr Interesse. Das Mardermännchen nimmt das neue Domizil in Besitz und hinterlässt Duftspuren. Verlässt das Fahrzeug seinen Standort und wird im Revier eines anderen Männchens geparkt, ist die Gefahr gross, dass ein anderes Männchen durch die Duftspuren angelockt und aufs äusserste gereizt wird. Die Duftspuren seines Rivalen versucht es zu beseitigen: Dann ist vor seinen scharfen Zähnen nichts mehr sicher. Dieses Phänomen wurde erstmals 1978 in Winterthur beobachtet. Es häuften sich damals Anzeigen gegen Unbekannt wegen beschädigter Autos. Die Überwachung des Tatortes durch die Polizei ergab einen eindeutigen Täter: Es handelte sich um Steinmarder. Schon bald breiteten sich solche Schäden auch in andere europäische Städte aus. Schutz vor erneutem Verbiss kann eine mardersichere Garage bieten.
Autokabel können zum Beispiel mit einer Ummantelung aus Hartplastik geschützt werden. Das regelmässige Reinigen des Fahrzeuges sowie das Parkieren an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten erschwert es dem Tier zusätzlich, ein Auto kennen zu lernen.
Weitaus die meisten Marderschäden an Autos fallen im Frühling an, wenn die Jungtiere ihren Lebensraum erkunden. Zu diesen Lebensräumen können auch Motorräume gehören, die sie spielerisch und mit Zähnen und Krallen entdecken.
Nützliche Informationen
- Marder im Kanton Luzern, O. Holzgang, J. Muggli, Lawa
- Von Mardern und Menschen: das Buch der Steinmarder, B. Ludwig, Tecklenbourg Verlag, ISBN 3-924044-68-6
- Baum- und Steinmarder, H. Müri, Wildtier Schweiz, 1/13
- Steinmarder, U. Tester, Wildtier Schweiz, 1/37
- Auto- und Hausmarder, M. Tschudin, Wildtier Schweiz, 13/5
- Der Steinmarder, Wildtier Schweiz, 15/14
- Marder, Iltis, Nerz und Wiesel, P. Marchesi, C. Mermod, Haupt-Verlag, ISBN 978-3-258-07465-8
- Broschüre Schweizer Tierschutz Marder im Wohngebiet (www.tierschutz.com)
- Stadtwildtiere Luzern: Melden Sie ihre Beobachtungen! (luzern.stadtwildtiere.ch/melden)
- Marder im Kanton Luzern (lawa.lu.ch)
- Broschüre: Wenn Marder und Mensch sich begegnen (lawa.lu.ch)
Herausgeber: Umweltberatung Luzern
Konzept und Text: S. Meyer, M. Kieffer, T. Ammann
Fotos: Gemeinfreie Bilder
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