Schwammstadt
Das Konzept Schwammstadt hilft, in Siedlungen Hochwasser und Überhitzung vorzubeugen. Dadurch steigt die Aufenthaltsqualität für die Menschen und ganz nebenbei profitiert auch die Biodiversität.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Schwammstadt?
Das Schwammstadtprinzip ist ein Konzept der Stadtplanung, das verschiedenste Massnahmen in den Bereichen Wassermanagement, Beläge, Erholungsräume, Beschattung und Begrünung nutzt. Die Idee ist, dass die Stadt wie ein Schwamm funktioniert, der Wasser aufsaugt, speichert und verzögert wieder an die Umgebung abgibt. Ziele sind die Kühlung der Siedlungen bei Hitzeperioden, die Vermeidung von Hochwasserschäden und die Förderung der Biodiversität. Dies führt zu einem lebenswerten und angenehmen Wohnumfeld, spart Kosten und entlastet das Abwassersystem.
Massnahmen
Boden entsiegeln
Versiegelte Böden lassen kein Wasser durch, das sind beispielweise Asphalt, Beton oder dichte Plattenbeläge. Wenn Boden versiegelt ist kann Wasser nicht versickern, sondern wird direkt in die Kanalisation abgeleitet. Dort kann es bei Starkniederschlägen zur Überlastung führen oder im schlimmsten Fall sogar zu Überschwemmungen. Pro Jahr werden in der Schweiz 17.6 Km2 Boden neu versiegelt. Dazu kommen die zunehmenden Extrem-Wetterereignisse infolge der Klimakrise. Die Problematik verschärft sich also zunehmend und muss daher frühzeitig angegangen werden. In der Schwammstadt werden Böden möglichst gar nicht versiegelt sondern es werden wasserdurchlässige Beläge verwendet. Ausserdem werden zusätzlich Flächen entsiegelt. Das bedeutet dass undurchlässige Beläge entfernt werden und stattdessen durchlässige eingebaut werden.
Regenwasser nutzen
Regenwasser wird in unseren Siedlungen meist rasch abgeleitet. Das hat die Folge dass die Kanalisation bei Starkregen überlastet ist und Überschwemmungen entstehen können. Daneben werden bei solchen Ereignissen auch die Kläranlagen überlastet und es gelangt ungeklärtes Abwasser in die Gewässer. In der Schwammstadt wird versucht, Regenwasser zu sammeln um es später nutzen zu können: etwa für die Bewässerung von Pflanzen, WC-Spülung, Reinigung von Plätzen oder Fahrzeugen. Die Speicherung geschieht auf Dächern, auf speziellen Retentionsflächen oder in Zisternen. Beim Schwammstadtkonzept werden solche Flächen von Anfang an eingeplant oder neu erstellt.
Regenwasser verdunsten
Wenn Regenwasser in der Boden gelangt wird es dort gespeichert. Es verdunstet, sobald die Sonne wieder scheint. Dies geschieht langsam und stetig. Das Verdunsten des Wassers entzieht der Umgebung Wärme, sie kühlt ab. Wenn aber Regenwasser auf eine versiegelte Fläche fällt, kann es nicht in den Boden eindringen, sondern fliesst oberflächlich weg. Die Fläche trocknet sehr rasch ab und kann sich dann aufheizen. Insbesondere dunkle Flächen erhitzen sich sehr stark und verschärfen eine Hitzeperiode. Dies ist nicht nur unangenehm für Menschen, es ist auch gesundheitsgefährdend. In einer Schwammstadt sollt dies mit einer umsichtigen Planung verhindert werden.
Flächen begrünen, Bäume pflanzen
In der Schwammstadt werden möglichst viele Flächen begrünt: seien es Fassaden, Dächer, Verkehrsbegleitflächen, Pärke, Spielflächen, Abstellflächen und andere. Gleichzeitig werden möglichst viele Bäume gepflanzt. Pflanzen verdunsten viel Wasser. Sie tragen so ebenfalls zur Kühlung der Umgebung bei. Dazu kommt noch, dass grössere Pflanzen wie Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen Schatten werfen. Dort kann es bis etwa 10 Grad Celsius oder mehr kühler sein als in besonnten Flächen. Begrünte Flächen fördern die Biodiversität und steigern die Aufenthaltsqualität für Menschen.
Massnahmen der Behörden
Schwammstadt ist Verbundaufgabe
In das Konzept der Schwammstadt sind viele Bereiche einbezogen, Massnahmen umzusetzen ist eine Verbundaufgabe:
- Gesetzgebung: durch fortschrittliche Bau- und Planungsvorschriften können Schwammstadtaspekte eingefordert werden. z. B. Pflicht zur Versickerung von Dachwasser auf dem Grundstück.
- Landschaftsarchitektur: Planung von Grünräumen und Gewässern in der Siedlung.
- Siedlungsentwässerung: Planung und Neben Realisierung der Entwässerungs- und Retentionsmassnahmen.
- Siedlungsplanung und Strassenbau: Flächen entsiegeln, unversiegelte Flächen und Begrünungen umsetzen.
- Hochwasserschutz: Schon bei der Planung muss überlegt werden wo Wasser im Notfall abfliessen kann.
- Private: Dach- und Fassadenbegrünung, Bäume pflanzen, Hausumgebung nicht versiegeln.
Stadt Luzern - Fachstelle Schwammstadt
Seit 2024 arbeiten Fachpersonen aus folgenden Abteilungen in der Fachstelle Schwammstadt Hand in Hand zusammen:
- Strasseninspektorat
- Stadtgrün
- Mobilität
- Projekte
- Siedlungsentwässerung/Naturgefahren
- Administration und Finanzen
Wissenschaftliche Begleitung erhält die Fachstelle Schwammstadt durch die ZHAW und die Ostschweizer Fachhochschule. Erste Projekte wurden in der Stadt Luzern schon umgesetzt.
Kanton und Bund
Kanton und Bund verfolgen die selben übergeordneten Ziele wie das Schwammstadtkonzept. Sie sind ebenfalls aktiv durch die Erarbeitung von Hilfsmitteln und Planungshilfen. Zudem veranstalten sie Anlässe zum Thema Schwammstadt. Bei ihren eigenen Projekten fliessen auch vermehrt die Schwammstadtprinzipien ein.