Gehölzschnitt; so geht's
Gehölze werden aus verschiedenen Gründen zurückgeschnitten: Für einen regelmässigen Fruchtbehang, um die Blütenfülle anzuregen oder um sie in eine bestimmte Form zu bringen. Je nach Pflanze geht man dabei unterschiedlich vor.
Mit dem Schnitt von Gehölzen lassen sich Wachstum, Blütenansatz und Ertrag steuern. Obstbäume, die nicht geschnitten werden, wachsen rasch zu dicht, was Pilzinfektionen begünstigt. Die Fruchtäste erhalten zu wenig Sonne und es werden viele, aber sehr kleine Früchte gebildet. Je nach Art der Gehölze schneidet man unterschiedlich. Für Interessierte lohnt es sich, einen Baumschnittkurs zu besuchen.
Gehölze zu schneiden ist aufwendig und gefährlich wegen der Sturzgefahr oder Schnittverletzungen. Vor jedem Schnitt von Gehölzen sollte man sich daher fragen was das Ziel der Massnahme ist. Ziele können sein: Verjüngung, Gehölzgrösse verringern, eine bestimmte Form erzielen oder Blüten- und Fruchtbehang steuern. Wenn keine dieser Zwecke angestrebt wird sollte man das Gehölz wachsen lassen. Oft wird wild drauflosgeschnippelt und die Gehölze regelrecht verstümmelt. Sehr viele Schnittmassnahmen sind völlig unnötig, diese Arbeit könnte man sich sparen und das Gehölz bliebe gesünder.
Grundsätze
Kleine Schnittfläche: Wichtig ist, die Schnittfläche so klein wie möglich zu halten damit die Wunde schnell heilt. Also lieber jährlich schneiden, dann braucht man auch keine dicken Äste zurückzuschneiden.
Zeitpunkt: Prinzipiell ist ein Schnitt während der Vegetationszeit günstig, weil dann Wunden am schnellsten verheilen. Allerdings sollte man Gehölze möglichst nicht während der Brutzeit der Vögel (März/April-August) schneiden. Ein Winterschnitt ist aus arbeitsökonomischer Sicht praktisch, da im Winter die Arbeiten auf dem Feld rar sind und das Astgerüst von Bäumen und Sträuchern gut ersichtlich ist. Bei Minustemperaturen sollte man nicht schneiden. Kurz nach dem Schwellen der Knospen kann man die meisten Gehölze noch schneiden, denn durch den beginnenden Saftstrom heilen die Wunden sehr rasch. Dieses Vorgehen vereint die Vorteile von Winter- und Sommerschnitt.
Werkzeug: Die Schnittarbeiten werden mit einer scharfen Astschere und dem Fuchsschwanz durchgeführt. Auf das Verstreichen der Wunde mit Baumwachs sollte man verzichten - damit werden Pilzinfektionen gefördert.
Obstgehölze
Bei Obstgehölzen unterscheidet man zwischen Aufbauschnitt und Erhaltungsschnitt. Der Aufbauschnitt dient zur Festlegung der späteren Kronenform, der Erhaltungsschnitt ermöglicht eine regelmässige Fruchtbildung. Man kann Obstbäume (Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche usw.) als Hochstammbaum, als Halb- oder Niederstamm erziehen. Sie können auch als Spalier an einer Wand oder sogar als Tunnel formiert werden. So ist es möglich, auch auf kleinsten Flächen oder mitten in der Stadt Obst anzubauen. Oft werden Obstbäume zuerst im Winter und dann im Sommer nochmals geschnitten. Kernobstarten (Apfel und Birne) ertragen einen Winterschnitt gut. Steinobst wie Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche hingegen sollte man erst nach dem Schwellen der Knospen schneiden. Wie die verschiedenen Obstarten korrekt geschnitten werden, zeigen die Merkblätter am Seitenende.
Kiwi und Reben verlangen eine spezielle Schnitttechnik: Man befestigt einzelne lange Triebe an einem Spalierdraht und kürzt danach alle Seitentriebe ein. Bei der Kiwi lässt man nur eine Knospe pro Seitentrieb - hier bilden sich die Fruchttriebe. Im Sommer werden dann die Fruchttriebe eingekürzt, man lässt pro Trieb nur sechs bis acht Blätter stehen. Bei den Reben geht man ähnlich vor: Leittriebe anbinden und danach Seitentriebe bis auf zwei bis drei Knospen kürzen. Auch hier werden im Sommer die Triebe eingekürzt, damit genug Sonne und Energie zu den Früchten kommt.
Beerensträucher
Johannisbeeren und Josta werden ausgelichtet. Der Schnitt ist einfach: Jährlich zwischen August und Februar die zwei bis drei ältesten Triebe (man erkennt sie an der sehr dunklen Rinde) bodeneben wegschneiden.
Stachelbeeren werden am besten im Winter geschnitten: Man entfernt die ältesten Triebe und lichtet alles was zu dicht ist aus. Man kann Stachelbeeren auch als Hochstämmchen kultivieren.
Brombeeren werden an einem Drahtgerüst waagrecht befestigt, man schneidet jährlich nach der Ernte die abgetragenen Ruten ab. An ihrer Stelle zieht man vier bis sechs junge Ruten nach und befestigt sie am Rankgerüst.
Bei Himbeeren unterscheidet man zwei Typen: Sommer- und Herbsthimbeeren. Die Sommerhimbeeren bilden Früchte an den vorjährigen Ruten, man schneidet diese direkt nach der Ernte bodeneben ab und lässt alle jungen Ruten stehen. Die Herbsthimbeeren tragen an den diesjährigen Ruten Früchte, nach der Ernte werden sämtliche Triebe bodeneben abgeschnitten.
Wildstäucher
Wildsträucher lässt man entweder frei wachsen, oder falls dies aus Platzgründen nicht möglich ist, werden sie regelmässig ausgelichtet. Dazu schneidet man überflüssige Triebe nahe am Boden ab. Zu lange Triebe kann man etwa um einen Drittel einkürzen. In den Hecken sollte man Dornensträucher und langsam wachsende Arten eher nicht oder nur wenig schneiden. Schnellwachsende Arten wie etwa Hasel und Hartriegel kann man sogar "auf den Stock setzen". Das bedeutet dass man alle Triebe knapp über dem Boden abschneidet. Sie wachsen danach sehr schnell wieder nach. Es gibt noch weitere Schnittvarianten (S. 9): mit einem Quirlschnitt erhält man stark verzweigte Partien, wo Vögel ideale Nestbedingungen finden. Die Schnittarbeiten werden im Winter gemacht, damit man keine brütenden Vögel stört.
Kostenlose Wildsträucher gibt es in verschiedenen Gemeinden bei den Wildsträucher-Aktionen.
Formhecken - Vorsicht Vogelbruten!
Wenn man Hecken, die als "Lebhag" dienen in Form schneidet, macht man das im Sommer - man sollte aber darauf achten, keine brütenden Vögel zu stören. Vogelbruten sind gesetzlich geschützt! Also immer zuerst sorgfältig kontrollieren, ob sich in der Hecke kein Vogelnest befindet. Falls ein Nest vorhanden ist den Schnitt-Termin verschieben. Falls das nicht geht, den betroffenen Heckenbereich vom Schnitt ausnehmen oder mit einem grosszügigen Abstand rund herum schneiden. Bei manchen streng geformten Hecken braucht es noch einen zweiten Schnitt Ende Winter. Hier verwendet man eine Heckenschere für die Arbeiten. Aus Gehölzen lassen sich die unglaublichsten Figuren formen: Lauben, lebendige Zäune, Tunnel, Tipis, Pergolen, Kopfbäume oder auch Tierfiguren. Beliebt hierfür sind bei den immergrünen Pflanzen Eibe, Buchs und Stechpalme; bei den laubabwerfenden eignen sich beispielsweise Kornelkirsche, Hagebuche und Weiden.
Tipp: Mit dem Astmaterial vom Gehölzschnitt einen Asthaufen oder eine Totholzhecke machen - als Zuhause für allerhand Kleintiere.
Bäume
Bäume die nicht für eine Fruchternte gepflanzt wurden wachsen ohne Schnitt am schönsten. Es ist wichtig schon vor der Pflanzung die zukünftige Grösse zu berücksichtigen. Oft werden viel zu grosse Baumarten in Hausnähe gepflanzt und diese dann jährlich mühsam wieder in eine kleinere Form gezwungen. Dies verkürzt in der Regel die Lebensdauer der Bäume massiv. Und wenn man jährlich eine GärtnerIn kommen lassen muss verursacht das hohe Kosten. Lassen Sie sich beraten und wählen Sie sorgfältig aus. Lassen Sie sich keine Bäume aufschwatzen, die ständig aufwendige Pflege brauchen.