Heizen im Sommer
Ratgeber
Obwohl die Temperaturen der letzten Wochen meist sommerlich hoch lagen, ist die Heizung im MFH nicht abgeschaltet. Warum eigentlich?
Ratgeberfrage
Obwohl die Temperaturen der letzten Wochen meist sommerlich hoch lagen und auch während des baldigen Sommers ähnliche Höhen erreichen dürften, ist die Heizung im MFH nicht abgeschaltet. Gemäss Nachfrage beim Hauswart, liegt dies daran, dass vor einigen Jahren von Öl auf Gas umgestellt wurde und nun das Warmwasser via Gas erwärmt wird. Irgendwie ist das Sommer-Heizen in Zeiten hohen Energiesparzielen nicht wirklich nachvollziehbar. Ist es wirklich korrekt, dass es effizienter ist, im Sommer die Heizung im ganzen MFH laufen zu lassen und somit mehr Energie zu verbrauchen und höhere Nebenkosten zu generieren? Sicherlich lässt sich wohl auch zwischen Heizung + Warmwasseraufbereitung unterscheiden. Bei der damaligen Ölheizung wurde jahrzehntelang die Heizung im Sommer ganz abgeschaltet und niemand ist erfroren
Antwort
Wie in Ihrem Mehrfamilienhaus wurden im letzten Jahrhundert bei Neubauten oft zwei Systeme der Wärmeerzeugung installiert: Eines fürs Warmwasser wie Elektroboiler oder Solarthermie und ein zweites für die Raumwärme wie eine Öl-, Gas-, Elektro- oder Holzheizung. So konnte die Wärmeerzeugung für die Raumwärme im Sommer in der Regel ausgeschaltet werden. In ihrem Fall wurde bei der Erneuerung wohl von zwei auf ein System gewechselt. Mit einem einzigen Wärmeerzeuger ist es normal, dass dieser im Sommer weiterläuft. Wenn aber die Radiatoren auch bei hohen Aussentemperaturen weiterhin Wärme verbreiten, wäre dies Energieverschwendung und sollte sofort bei der Verwaltung beanstandet werden.
Richtiges Verhalten spart Energie
Die zentrale Frage ist, ob ihre neue Gasfeuerung einen modulierenden Brenner hat. Ein solcher Brenner nimmt jeweils nur so viele Kilowatt Leistung auf, wie für den momentanen Verbrauch notwendig ist. Ihre Nebenkosten werden also nicht unbedingt deshalb höher ausfallen, weil die Gasheizung läuft. Die warmwasserbedingten Nebenkosten können Sie massgeblich mit ihrem Verhalten beeinflussen. Selten ein Bad nehmen, kürzer duschen und Wasserspardüsen sind das Credo. Möchten Sie die Energiekosten noch weiter reduzieren, empfiehlt es sich bei der Wahl der Wohnung auf eine gute Gebäudehülle zu achten.
Energieanteil fürs Warmwasser wird immer relevanter
Die Vorschriften an die Dämmung von Gebäuden wurden in den letzten Jahrzehnten verschärft. Gemäss Berechnungen der Hochschule Luzern – Technik und Architektur wurden in Gebäuden mit Baujahr vor 1975 anteilsmässig noch 90% der Energie für die Raumwärme und nur 10% fürs Warmwasser benötigt. Bei Gebäuden ab Baujahr 2010 ist das Verhältnis schon 50:50. Für sehr energieeffiziente neue Gebäude fallen schon drei Viertel fürs Warmwasser an. Der Spareffekt einer guten Gebäudehülle ist also markant. Aber auch eine Bodenheizung spart Energie. Durch die grossflächige Wärmeabgabe wird das Wasser nur auf 25-35 Grad erwärmt. Demgegenüber muss das durch Radiatoren geführte Heizwasser und auch das Warmwasser auf über 50 Grad erwärmt werden. Neuere oder sanierte Wohnungen mit guter Gebäudehülle, dreifachverglasten Fenstern und Bodenheizung bringen folglich in der Regel weniger energiebedingte Nebenkosten mit sich.
Erneuerbare Energien
Relevant im Hinblick auf die Klimakrise ist aber auch die Frage, wie viel CO2 der Wärmeerzeuger über die gesamte Lebensdauer ausstösst. Mit Heizungsrechnern (wie z. B. www.erneuerbarheizen.ch) kann ermittelt werden, dass die CO2-Belastung von Öl und Gas bis zu hundert Mal grösser ist als bei erneuerbaren Energiequellen wie Holz, Umgebungswärme oder Sonne.
Die Heiz- und Warmwasserkosten fallen in Häusern mit installierten Wärmepumpen oder Solarthermie meist kleiner aus. Beim Wohnungswechsel wird deshalb vermehrt empfohlen, auch darauf zu achten wie die Wärme im Gebäude erzeugt und verteilt wird. Ein mit Wärmepumpe beheiztes Haus mit Bodenheizung führt gegenüber fossil beheizten Häusern in der Regel zu tieferen Energiekosten und ist auch freundlicher fürs Klima.