Vögel als Störenfriede
Vogelgezwitscher ist der Inbegriff von Harmonie und Idylle - meistens jedenfalls. Es gibt Arten, die sich neu in unseren Städten niedergelassen haben und nun durch ihre lauten Stimmen manche Menschen zur Verzweiflung bringen. Könnte man diese Vögel nicht einfach abschiessen? Oder wenigstens vertreiben? Wir zeigen, warum es für diese Konflikte keine einfachen Lösungen gibt.
Inhaltsverzeichnis
Vögel entdecken die Siedlung als Lebensraum
Viele Tierarten der Schweiz sind auf der Roten Liste der bedrohten Arten oder schon ganz ausgestorben. Andere Arten schaffen es, neue Lebensräume zu erobern und sich beispielswiese in Städten niederzulassen und hier ihre Jungen aufzuziehen. Zwei dieser Arten sind die Mittelmeermöwe und die Saatkrähen. Die genauen Gründe warum diese Anpassungen an die Stadt gelingen sind unbekannt. Aber sie zeigen, wie gewitzt und erfolgreich gewisse Tierarten sind - ob wir Menschen das nun gut finden oder nicht. Am besten arrangieren wir uns mit ihnen. Die Stadt Luzern ist Jagdbanngebiet, hier wird generell nicht geschossen. In Siedlungen zu schiessen ist generell sehr gefährlich und wird im Kanton nur in seltenen Fällen durchgeführt. Lärm gilt nicht als Wildschaden.
Mittelmeermöwe
Die Mittelmeermöwe ist eine Grossmöwe die vielen Menschen vom Urlaub am Meer bekannt ist. Sie macht durch ihren quakend-lachenden Ruf auf sich aufmerksam oder kann schon mal das Essen in der Freiluftgastronomie vom Teller klauen. In der Schweiz ist die Mittelmeermöwe erst seit den Sechzigerjahren ein Brutvogel. Der bussardgrosse Vogel hat entdeckt, dass in den Städten der Tisch reich gedeckt ist mit Abfällen und weggeworfenen Sandwich-Resten. Mittelmeermöwen sind Allesfresser, neben Fischen, Schnecken und Aas und können sie sogar Stadttauben erbeuten. Sie können auch andere Arten bedrängen, beispielsweise die seltenen Lachmöwenbruten. Die Besiedelung der Schweiz ist ein natürlicher Vorgang und kann nicht mit Massnahmen verhindert oder rückgängig gemacht werden. Wie bei allen Vögeln in der Schweiz sind die Bruten besonders geschützt. Die Art gilt in der Schweiz nicht als jagdbar. Mittelmeermöwen haben wenig natürliche Feinde, Uhus, Greifvögel, Füchse und andere Grossmöwen. Bei Problemen mit den Mittelmeermöwen kann manchmal eine Uhu-Attrappe mit drehbarem Kopf und beweglichen Flügel wirksam sein.
Saatkrähe
Die Saatkrähe unterscheidet sich von den häufigen Rabenkrähen durch ihre unbefiederte graue Schnabelumgebung. Im Gegensatz zu Rabenkrähen brüten Saatkrähen in Kolonien. Die Vogelart hat sich selbständig in der Schweiz angesiedelt, die erste Brut wurde 1963 entdeckt. Die Tiere haben gemerkt dass es sich in Stadtparks, Alleen und auf Stadtbäumen bestens brüten lässt und können grosse Kolonien bilden. Das laute Rufen von bettelnden Jungtieren oder Vögel die einander bei der Ankunft begrüssen wird von manchen Menschen als störender Lärm wahrgenommen. Besonders auffällig ist es am frühen Morgen und am Abend. Messungen haben ergeben, dass der Lärm weniger laut ist als Verkehrslärm, Kirchenglocken oder andere Stadtgeräusche, trotzdem kann es sehr störend sein. Dazu kommt noch, dass unterhalb der Brutplätze viel Kot anfällt. Dies führt zu Verschmutzungen von Autos, Gehwegen oder Kinderspielplätzen.
Was können wir tun gegen den Lärm der Kolonien?
Die Saatkrähe gilt als jagdbar, aber während der Schonzeit sind sie geschützt (16. Februar bis 31. Juli). Also die Idee die Tiere einfach abzuschiessen ist fast nirgends umsetzbar. Erfahrungen haben gezeigt, dass wenn eine Brutkolonie zerschlagen wird (beispielsweise durch Fällen von Brutbäumen) sich die Kolonie aufsplittet und sich daraus in der Nachbarschaft mehrere Kolonien bilden. Die meisten Massnahmen die schon ausprobiert wurden waren entweder sehr kostspielig (jährlicher gezielter Baumrückschnitt), widersprechen anderen wichtigen Zielen (Baumfällungen) oder bringen nicht die erwünschte Wirkung (Krähenklatsche die Lärm macht).
Die wichtigste Massnahme gegen frühmorgendliche Schlafstörungen durch den Lärm ist das Schliessen der Fenster. Autos sollten nicht unter Brutplätzen abgestellt werden.
Wichtige Grundsätze
Die wichtigsten Grundsätze sind: Vögel nicht zu füttern und Littering zu verhindern. Komposthaufen können abgedeckt werden und Kehrichtsäcke sollen erst am Morgen der Abfuhr hinausgestellt werden.
Unsere Umweltberatung ist für Sie da. Falls Sie einen Konflikt mit Vögeln haben melden Sie sich, wir beraten Sie und weisen Sie auch an die entsprechenden Fachpersonen weiter.