Solidarische Landwirtschaft
Schon in den 1960/70er Jahren sorgten sich viele Familien wegen des negativen Einflusses der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft um ihre Gesundheit. Konsumentengruppen in Japan sicherten Landwirtschaftsbetrieben zu, die ganze Ernte einer Saison abzunehmen. Diese verzichteten als Gegenleistung auf den Einsatz von chemischem Dünger und Pestiziden. Aus jener Dynamik entstanden die ersten Teikei, übersetzbar mit „kollaboratives Engagement“. Ab 2006 verbreitete sich die Idee der solidarischen Landwirtschaft in der Westschweiz und einige Zeit später folgten erste Projekte in der Deutschschweiz.
Was ist solidarische Landwirtschaft?
Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) oder Regionale Vertragslandwirtschaft (RVL) basiert auf der direkten Zusammenarbeit zwischen Produzierenden und Konsumierenden. Dahinter steht der Wille zu mehr Selbstbestimmung bei der Nahrungsmittelproduktion, der Wunsch nach einer nachhaltigen Landwirtschaft und die Vermeidung von Margen an den Zwischenhandel.
Betriebsbeitrag statt Produktepreise
Solidarische Landwirtschaft schafft die fixen Produktepreise ab und finanziert direkt die Produktion. Die Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen einen Betriebsbeitrag oder vereinbaren mit dem Landwirtschaftsbetrieb eine Flächenpauschale, welche die vollen Produktionskosten deckt.
Verbindlichkeit
Der Zusammenschluss ist längerfristig. Das Abo läuft in der Regel ein ganzes Jahr, was der Zeitdauer einer Anbauplanung entspricht. Die Vertragsdauer variiert je nach Betrieb.
Partizipation
Im Bezug auf die Mithilfe können sich Solawi-Modelle stark unterscheiden. Bei gewissen Modellen beteiligen sich Konsumentinnen und Konsumenten aktiv an der Planung, was mit welchen Methoden und unter welchen Bedingungen produziert werden soll. Andere fördern die Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit eher durch die praktische Mitarbeit im Betrieb oder fördern den partnerschaftlichen Zusammenhalt durch Treffen oder Hofbesichtigungen.
Vorteile
Als Konsumentin und Konsument lernt man dank Solawi die Produktionsflächen, die Anbauweise und die Personen hinter den frischen und saisonalen Nahrungsmitteln kennen. Der Bezug zum Essen wird verstärkt. Produzentinnen und Produzenten werden vom Vermarktungsaufwand und Preisdruck entlastet. Solawi bietet die Voraussetzungen, auf den Betrieben ökologischer zu arbeiten. Da die Distanzen kurz sind, fallen zudem lange und klimaschädliche Transporte weg. Durch die Partizipation wird auch der Anbau von handarbeitsintensiven Kulturen wie beispielsweise Stangenbohnen ermöglicht. Da tiefe Marktpreise hohen Lohnkosten gegenüberstehen, sind solche Arbeiten in der Schweiz oft nicht bezahlbar.
Nachteile
Bei einer schlechten Ernte, beispielsweise auf Grund eines Unwetters, sind Konsumentinnen und Konsumenten direkt betroffen. So kann es sein, dass die Gemüsetasche mal weniger gefüllt ist, weil das Risiko mitgetragen wird.
Solawi-Angebote im Kanton Luzern
- Das NaturGut Katzhof befindet sich in Richenthal. Zum Hof gehören Tierhaltung, Acker- und Futterbau, Gemüsebau und Obstbau. Die Gemüsetasche wird alle zwei Wochen mit durchschnittlich 4 bis 5 kg saisonalem Gemüse ausgeliefert in der Region Luzern, Sursee und Richenthal.
- Randebandi ist eine Gemüsebaukooperative in Littau. Das Gemüse wird unter Anleitung von einer oder mehreren Gartenfachkräften von den Vereinsmitgliedern selber angebaut, geerntet und wöchentlich in die Depots verteilt.
- Die Querbeet Landwirtschaftskooperative wurde anfangs 2020 gegründet und bewirtschaftet zur Zeit eine Fläche von rund 40 Aren. Das Gemüse wird an Depots, unter anderem in Luzern, Willisau, Wolhusen und im Rottal, geliefert. Die Mithilfe der Vereinsmitglieder ist ein wichtiger Bestandteil von Querbeet.
- Gmües Mattli erntet saisonales Bio-Gemüse aus sorgfältigem und kleinbäuerlichem Anbau in Kastanienbaum. Die Gemüsekistchen werden wöchentlich nach Hause oder in ein Depot geliefert.
- Gmüeschorb liefert als regionales Vertrags-Landwirtschaft-Projekt (RVL) Bio-Gemüsekörbe ins Haus oder in verschiedene Depots in der Stadt Luzern. In einem regelmässigen GmüesChorb «Träff» wird der partnerschaftliche Zusammenhalt gestärkt.
- Biohof Tempikon am Baldeggersee verarbeitet Ziegen- und einen kleinen Anteil Kuhmilch, erntet zur Saison Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Baumnüsse von Hochstammbäumen. Neben den Weide- und Futterbauflächen gibt es ein kleines Ackerfeld mit Spezialkulturen wie Öllein oder Speisehafer. Der Grossteil der Hofprodukte liefert der Biohof Tempikon an Foodcoops in und um Luzern, im Sinne einer solidarischen Landwirtschaft.
- Weberwiese SAH, Emmen Das Angebot SAH Garten und Landwirtschaft unterstützt Personen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe, welche nicht (mehr) im Arbeitsprozess sind oder noch nicht in der Schweiz gearbeitet haben, bei der (Wieder-)Eingliederung in eine geregelte Tagesstruktur und in den regulären Arbeitsmarkt. Unter Anleitung von Fachpersonen pflegen und ernten die Teilnehmenden das Gemüse und die Kräuter und liefern die Gemüse-Abos mit dem E-Bike an die Depotstellen in Luzern und Emmen.
Kennen Sie weitere Angebote nach den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft?
Schreiben Sie uns bitte!
Nebst Solawi gibt es zahlreiche Hofläden, Lieferservices und Gemüseabos – hier unter regionale Produkte aufgeführt.