Trockenmauern und Steinhaufen
Trockenmauern sind Mauern, bei denen die Mauersteine nicht mit Mörtel oder Beton befestigt werden. Allein das Gewicht der Steine sorgt für die langfristige Stabilität. Der Bau von Trockenmauern ist ein uraltes Handwerk. Alte Steinstrukturen und solche neben naturnahen Flächen sind besonders wertvoll für Tiere.
Lange war es üblich, aus lokal verfügbaren Steinen Mauern zu bauen. Schliesslich war der Transport von Steinen ein grosser Aufwand. Die Mauern dienten als Stützbauten in Hanglagen oder auch dazu, Weiden und Gärten abzugrenzen. Auf vielen Alpweiden und in terrassierten Weinbergen sind uralte, imposante, kilometerlange Steinstrukturen und Stützmauern zu finden. Auch Steinhaufen waren ein verbreitetes Landschaftselement. Am Rande der Parzelle wurden Steine, die in den Äckern die Bearbeitung des Bodens erschwerten, auf sogenannte "Lesesteinhaufen" geworfen oder zu Wällen aufgeschüttet. Diese Strukturen sind für zahlreiche Tiere und Pflanzen ein besonderes Refugium. Bei sogenannten "Meliorationen" (Verbesserung der Landwirtschaftsflächen) wurde ein grosser Teil dieser Landschaftsemente entfernt.
Wer bewohnt Mauern und Steinhaufen?
Steinstrukturen bieten viel: spezialisierte Pflanzen wie Moose, Mauerraute, Streifenfarn und Zimbelkraut gedeihen in diesen speziellen Lebensräumen. Tiere wie Eidechsen, Blindschleichen und auch Amphibien nutzen die Spalten und Fugen der Mauern als Versteck, Überwinterungsplatz oder sonnen sich auf den Steinen. Insekten wie Wildbienen, Spinnen, Käfer, Ameisen pflanzen sich hier fort oder verstecken sich. Auch Kleinsäuger wie Wiesel, Spitzmäuse und Fledermäuse nutzen die Lücken zwischen den Steinen. Vögel wie der Zaunkönig oder Meisen bauen sogar ihre Nester in Mauern mit genügend grossen Nischen.
Trockensteinmauern und Steinhaufen im Garten
Steinstrukturen können in unterschiedlichsten Formen und Grösse gebaut werden, so dass sich für jeden Garten Möglichkeiten ergeben. Man kann etwa eine niedrige Mauer zum Sitzen bauen, abschüssiges Gelände mit Stützmauern terrassieren, den Garten mit Steinmauern einfrieden oder eine Kräuterschnecke bauen. Am besten ist ein sonniger Platz. Wer sich den Bau einer Trockenmauer nicht zutraut kann auch Steinkörbe einsetzen. Dies sind Metallgitterkörbe die mit Steinen gefüllt werden. Für das menschliche Auge sind sie nicht so ästhetisch wie Trockenmauern, als Lebensraum für Tiere sind sie aber absolut ebenbürtig. In kleinen Gärten baut man kleine Mauern oder es kann in einer sonnigen Ecke einfach ein Steinhaufen errichtet werden. Meist findet man ja genug Steine in den Pflanzflächen, die dort "im Weg" sind.
Am Anfang steht immer eine Planung. So sollen der Ort und die Dimensionen der gewünschten Steinbaute festgelegt werden, am besten reden Sie auch mit der Nachbarschaft über Ihr Vorhaben. Oft ist für solche Steinelemente keine Baubewilligung nötig, fragen Sie aber unbedingt vorher in der Gemeinde nach. Für Stützbauten (z. B. Mauer in einem Hang) muss vorher die Stabilität abgeklärt werden, damit man keine böse Überraschungen erlebt. Wenn die Planung und die Vorabklärungen erledigt sind geht es an die Materialberechnung und Beschaffung. Neben Mauersteinen braucht es auch durchlässiges Material für die Hinterfüllung einer Mauer. So kann Hangwasser abfliessen. An ein Fundament sollte man auch denken, wenn man eine langfristig stabile Baute wünscht. Trockensteinmauern sollten immer einen "Anzug" haben. Das bedeutet dass die Front aus Stabilitätsgründen immer leicht nach hinten geneigt ist.
Am schönsten und passendsten ist immer das Material aus der näheren Umgebung. So sieht eine Trockenmauer im Jura ganz anders aus als eine im Tessin oder in Luzern - genau das macht dann auch den ästhetischen Reiz aus. Am besten verwendet man Steine aus dem Garten, falls diese nicht reichen fragt man nach Natursteinen aus nahegelegenen alten Abbruchhäusern. Eine weitere Möglichkeit ist der Bezug von Material aus nahegelegenen Steinbrüchen. Falls der Einsatz von Mörtel nötig ist dann sollte Sumpfkalk- anstelle Zementmörtel verwendet werden. Hinterbetonierung sollte nicht zur Anwendung kommen. Falls man Feinmaterial für das Fundament oder für die Hinterfüllung einer Mauer braucht verwendet man Material aus nahegelegenen Kieswerken oder fragt eine Gartenbaufirma.
Eine Steinstruktur wird schon kurz nach Fertigstellung von den ersten Pflanzen und Tieren besiedelt. Auch wenn man nichts pflanzt werden sich bald spontan Pflanzen ansiedeln. Man kann also einfach abwarten oder auch ein paar mauer-typische Wildstauden anpflanzen. Bei einer jährlichen Kontrolle entfernt man sorgfältig Gehölzpflanzen oder Brombeeren, da diese das ganze Bauwerk destabilisieren können. Radikale Eingriffe wie Reinigung mit Hochdruckgeräten, Herbizideinsätze oder ähnliches sind für Tiere und Pflanzen verheerend und sind zu unterlassen. Pflegeeinsätze sollten nicht im Winterhalbjahr durchgeführt werden weil dann überwinternde Tiere gestört werden. Die Umgebungspflege sollte schonend und naturnah geschehen. Bewuchs am Mauerfuss ist besonders wertvoll, weil sich hier Tiere rasch verstecken können. Bei Steinhaufen helfen ein paar abgelegte verdorrte Dornenzweige jagende Katzen fern zu halten.
Der Bau einer Trockenmauer ist eine Kunst und braucht viel Planung, Vorbereitung und handwerkliches Geschick. Kleinere Projekte lassen sich aber gut selber verwirklichen, für grössere Bauvorhaben engagieren Sie am besten einen Naturgartenbetrieb. Der Besuch eines Trockenmauer-Baukurses ist empfehlenswert. Wir haben in unserer Bibliothek sehr gute Praxisbücher zur Ausleihe. Wer mit wenig Aufwand eine Steinstruktur für Tiere erstellen will kann sich auch mit einem Steinhaufen oder einer Steinlinse behelfen. Je nach Tierart die man fördern möchte sehen die Strukturelemente etwas anders aus. Wie das geht sehen Sie in den Links.
Unterstützung durch "Luzern grünt"
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