Einheimische Wildstauden im Garten
Einheimische Wildstauden sind eine Bereicherung für Garten und Terrasse. Wer sie anpflanzt tut etwas für die Biodiversität - viele Insekten sind spezialisiert und brauchen einheimische Pflanzen um zu überleben. Mit Exoten können sie meist nichts anfangen. Viele Wildstauden liefern zusätzlich noch Tee, Gewürze oder auch schöne Blumensträusse.
Stauden sind krautige, langlebige Pflanzen. Der oberirdische Teil stirbt im Winter ab und die Pflanze treibt im Frühjahr wieder neu aus durch Knollen oder andere Speicherorgane. Das einfachste Beispiel ist die Zwiebelpflanze Osterglocke. In manchen Regionen wird der Begriff "Staude" auch für Sträucher benutzt, das ist aber botanisch nicht korrekt. Die Stauden erfreuen durch prächtige Blüten und interessante Blattformen. Es gibt auch zweijährige bis mehrjährige Pflanzen, die nicht so langlebig sind wie die Stauden, aber hervorragend dazu passen. Der Übergang ist fliessend. Es gibt Arten für jeden Standort - ob schattig, sonnig, mager oder nährstoffreich.
Was als einheimisch gilt ist manchmal etwas verzwickt: Grundsätzlich sind dies Pflanzen die vor der Landung von Kolumbus in Amerika schon in der Schweiz wild gewachsen sind. Dazu kommen oft noch sogenannte "Archäophyten". Dies sind Pflanzen, die durch Menschen schon vor diesem Zeitpunkt in unsere Gegend gebracht wurden und verwildert sind. Viele stammen noch von den Römern. Infos zum Wert von einheimischen Pflanzen und der Abgrenzung zu "nicht Einheimischen" finden Sie unter fokus-n.ch
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Wildstauden gibt es für jeden Standort. Zu Beginn schaut man sich den Ort der Pflanzung an: Ist es sonnig oder schattig? Ist der Boden nährstoffreich oder mager? Ist es feucht oder trocken? Wenn man den Standort kennt wird die Fläche ausgemessen. Danach kann mit der Auswahl von Pflanzen begonnen werden. Da die Vielfalt fast unübersichtlich ist empfehlen wir ein geniales Werkzeug: floretia.ch Damit erhält man einen Pflanzvorschlag mit Arten die für die Region passen und auch Bezugsquellen. Diesen Vorschlag kann man dann immer noch nach Belieben abändern. Wildstauden können auch in Balkonkistchen oder in Hochbeeten und Kübeln auf der Terrasse gepflanzt werden. Vergessen Sie auch die Früh- und Spätblüher nicht, dann gibt es in jeder Jahreszeit Blütenpracht zu bestaunen. Es ist auch möglich ein Wildstaudenbeet anzusäen.
Unterdessen hat es in den meisten Gartencentern Wildstauden. Es lohn sich aber nach Pflanzen zu fragen die aus der Region stammen. Das bedeutet, dass auch die Samen, aus denen die verkauften Pflanzen aufgezogen wurden aus der Region Zentralschweiz stammen. Dies ist wichtig, weil sich die Wildpflanzen in jedem Tal und in jeder Region über Jahrtausende an die Landschaft angepasst haben. Und mit ihnen die Insekten. Es macht also wenig Sinn, eine Wildstaude, die aus dem Tessin stammt oder eine, die in Holland angebaut wurde hier zu pflanzen. Suchen Sie gezielt nach einer Wildstaudengärtnerei oder suchen Sie hier. Es gibt auch Wildstauden im Topf bei grossen Saatgutanbietern (UFA).
Es ist wichtig dass der Boden sorgfältig vorbereitet ist. Wildstauden sind zwar sehr robust, wenn der Platz aber schon stark mit anderen Pflanzen bewachsen ist werden sie kaum gedeihen. Zur Vorbereitung entfernt man den vorherigen Bewuchs und holt auch möglichst viele Wurzelresten heraus und lockert den Boden auf. Danach bearbeitet man die Oberfläche mit einem Rechen so dass eine feinkrümelige Pflanzfläche entsteht. Wenn man unter Bäume oder Sträucher pflanzen will verschont man natürlich deren Wurzeln! Danach können die gut gewässerten Wildstauden auf der Fläche verteilt werden. Hochwachsende in den Hintergrund oder die Mitte, niedrige an den Rand und in den Vordergrund. Am besten wirkt es wenn man Gruppen mit mehreren gleichen Pflanzen macht. Nun wird gepflanzt und gut angegossen. Eine Düngung braucht es nicht. Mehr Tipps gibt es hier.
In der ersten Zeit nach der Pflanzung empfiehlt es sich noch etwas einzugreifen, damit sich die Pflanzen gut etablieren können. Falls sich konkurrenzstarke Beikräuter ausbreiten, kann man diese von Hand sorgfältig auszupfen. Auch sollte bei grosser Trockenheit im ersten Jahr gewässert werden. Danach ist die Wildstaudenfläche sehr pflegeleicht: Im Herbst kann ein Teil zurückgeschnitten werden - es empfiehlt sich aber den grössten Teil zu belassen. Die dürren Stengel und Samenstände entwickeln eine ganz eigenständige Schönheit im Winter wenn sie mit Raureif überzogen sind. Und sie sind die Kinderstuben der Insekten und liefern Futter für hungrige Vögel. Die Bepflanzung wird sich immer wieder verändern - das ist ganz normal.
Ob Glockenblumen, Königskerzen, Malven oder Johanniskraut - schön sind sie alle. Die Blühsaison dauert vom frühen Frühling mit Schneeglöckchen und Schlüsselblumen, den Sommerblühern Natterkopf und Blutweiderich bis in den Herbst mit Wasserdost. So ist das Schlemmerbüffet für die kleinen Tiere reich gedeckt und das menschliche Auge kann den Farbenrausch monatelang geniessen - vom Liegestuhl oder der Hängematte aus geht das sehr gut! Wunderschöne Beispiele finden Sie unter naturimgarten.ch
Ein spannendes aktuelles Forschungsprojekt der ZHAW enthält auch Wildstauden-Versuchsflächen im Kanton Luzern. Ein Besuch lohnt sich zu allen Jahreszeiten. zhaw/Wildstauden-Mischpflanzungen.