Maikäfer
Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), deren Name sich von den typischen fächerartigen Fühlern ableitet. Die Gattung der Maikäfer (Melolontha) wird in Mitteleuropa vorwiegend durch den Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) vertreten.
In Mitteleuropa finden wir vorwiegend Feldmaikäfer (Melolontha melolontha). Sie fliegen in den Monaten April und Mai und ernähren sich überwiegend von den Blättern von Laubbäumen. Erwachsene Maikäfer treten alle drei bis fünf Jahre in grösserer Anzahl auf. Diese zyklischen Massenbestände führten in früheren Jahrhunderten zu grossen Plagen. Bis in die 1970er-Jahre sind Maikäfer durch Absammeln und chemische Bekämpfung viel seltener geworden, wobei auch natürliche Populationsschwankungen im 30–40-Jahreszyklus vorkommen. Maikäfer werden von Wiedehopf, Baumfalke und verschiedenen Fledermäusen verzehrt.
Erkennungsmerkmale
Der ausgewachsene Maikäfer kann eine Körperlänge von 25 bis 30 mm erreichen. Typisch sind die fächerartigen Fühler. Die Larven bzw. Engerlinge werden bis zu 5 cm lang, sind weisslich gefärbt, mit drei langen Brustbeinpaaren und brauner Kopfkapsel.
Entwicklung und Zyklus der Maikäfer
Die Entwicklung einer Generation Maikäfer kann drei bis fünf Jahre dauern, je nach klimatischen Bedingungen. In der Schweiz treten sie in der Regel alle drei Jahre vermehrt auf. Zwischen Ende April und Anfang Juni werden die Eier abgelegt. Zur Eiablage suchen die Käfer vorwiegend feuchte Humusböden auf und graben ihre Eier darin ein. Nach rund sechs Wochen schlüpfen zwischen Mitte Juni und Mitte Juli die Engerlinge. Im September häuten sie sich zum zweiten Larvenstadium und kriechen, ab Ende Oktober zum Überwintern in tiefere Bodenschichten. Im April des Folgejahrs beginnen sie wieder zu fressen. Im Juni häuten sie sich zum dritten und letzten Larvenstadium, bevor die Überwinterung wiederum zwischen Oktober und April erfolgt. Zwei Jahre nach dem Schlüpfen aus dem Ei fressen die Engerlinge nur noch kurze Zeit. Im Juni graben sich die nun ausgewachsenen Engerlinge in tiefere Bodenschichten, wo sie sich verpuppen. Bereits im September schlüpfen die ausgewachsenen Maikäfer der nächsten Generation. Sie verharren am Ort ihrer Geburt bis zum kommenden Frühling.
Sobald die Bodentemperatur über 8°C. steigt, werden sie aktiv und graben sich zur Bodenoberfläche hinauf. Bei günstiger Witterung verlassen sie in der Abenddämmerung das Erdreich und fliegen in Richtung der höchsten Silhouette davon. So gelangen sie normalerweise an einen Waldrand, wo sie sich paaren. Nach etwa zehn Tagen sind die Weibchen bereit zur Eiablage und fliegen in die angestammten Brutgebiete zurück, graben sich ins Erdreich und legen in einer Tiefe von 10–15 cm ihre Eier ab. Nach einigen Tagen fliegen sie erneut zum Waldrand und der ganze Eiablagezyklus kann sich ein bis zwei Mal wiederholen. Die Zahl der pro Weibchen abgelegten Eier beträgt im Durchschnitt 20–35.
Basler, Berner und Urner Flugjahre
In einer Region entwickeln sich alle Maikäfer synchron. Die Ursachen kennt man nicht. Jedoch lässt sich aufgrund der alle drei Jahre wiederkehrenden Flüge das Maikäfergebiet in sogenannte Flugjahre unterteilen, die sich mathematisch berechnen lassen.
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Quersumme geteilt durch 3, Rest 0: Basler Flug (2007, 2010, 2013)
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Quersumme geteilt durch 3, Rest 1: Berner Flug (2008, 2011, 2014)
- Quersumme geteilt durch 3, Rest 2: Urner Flug (2009, 2012, 2015)
Die Flugjahre in der Schweiz sind nach historischen Begebenheiten benannt. Allerdings sind sie in manchen namensgebenden Regionen heute gar nicht mehr nachweisbar, dafür in anderen Regionen. Das Basler Flugjahr finden wir heute in Ob- und Nidwalden, im Haslital und im Wallis, nicht aber in und um Basel. In den Berner Flugjahren sind stärkere Flüge im Domleschg, Rheintal, Prättigau, westlichen Thurgau und im Gebiet um Interlaken zu erwarten. Das Urner Flugjahr umfasst den Kanton Uri sowie den östlichen Thurgau.
Schaden
Die Käfer verursachen Blattfrass an Bäumen. Während eines Flugjahres können diese ganze Bäume entlauben. Die im Boden lebenden Engerlinge verursachen jedoch die grösseren Schäden. Sie können praktisch alle Pflanzenarten befallen und verursachen durch ihren enormen Frass an den Wurzeln das Absterben der Pflanzen.
Vorbeugung und Bekämpfung
Die billigste Möglichkeit ist das Absammeln von Käfern und Engerlingen. Bis in die frühen 1970er-Jahre wurden Kinder zum Sammeln von Maikäfern losgeschickt. Pro Liter Maikäfer erhielten sie 30 Rappen Taschengeld.
Da Feldmaikäfer ihre Eier so gut wie nicht in dichte, hochgewachsene Bestände und auch nicht in bewuchsfreien Boden ablegen, kann durch pflanzenbauliche Massnahmen (Freihalten des Bodens, Wahl des Pflanztermins usw.) die Eiablagemenge auf ein Mindestmass reduziert werden.
Das Auslegen von engmaschigen Netzen soll sowohl den Zuflug der Tiere von aussen als auch die Eiablage der unter dem Netz schlüpfenden Weibchen verhindern. Diese Methode ist aber unnützlich, wenn nicht auch die unter dem Netz schlüpfenden Käfer abgesammelt werden. Wer Netze nicht zu früh oder auf in den Vorjahren „gesäuberte“ Flächen auslegt, kann somit durchaus Erfolg haben.
Eine mechanische Bodenbearbeitung liefert vor allem bei Engerlingen im ersten und zweiten Larvenstadium eine erfolgreiche Bekämpfung; mit zunehmendem Alter der Larven lässt die Wirkung deutlich nach.
Als biologische Methode ist ein Einsatz von Insekten-pathogenen Pilzen (Beauveria brongniartii) möglich, die auf Getreidekörnern gezüchtet und in den Boden eingebracht werden und so die Maikäfer (allerdings erst über einen längeren Zeitraum) im Boden infizieren und abtöten. Dieser Bodenpilz befällt nur den Blatthornkäfer und schädigt nicht diesen selbst, sondern seine Brut.
Auch Lockstofffallen zum Abfangen der Käfer sind möglich.
Die aktive Bekämpfung der Maikäfer wird jedoch von Naturschützern kritisiert, weil die Käfer von anderen, teils gefährdeten Tieren gefressen werden.
Bekämpfung durch natürliche Feinde
Natürliche Feinde der Käfer und Engerlinge sind Fledermaus, Igel, Maulwurf, Spitzmaus, Wiedehopf, Krähen, Ziegenmelker, Möwen, Baumfalke, Wildschwein, Fuchs, Dachs und andere Wirbeltiere sowie Nematoden (Fadenwürmer), Protozoen, Bakterien, Viren und Pilze.
Engerlinge von Maikäfern- und Rosenkäfern
Als Engerling (aus mittel- bzw. althochdeutsch enger(l)inc bzw. engiring = kleiner Wurm, Made) bezeichnet man die Larvenform der Blatthornkäfer und speziell die des Maikäfers und des Junikäfers. Die Larven mehrerer hundert Käferarten, die in der Schweiz leben gehören wissenschaftlich gesehen zu den Engerlingen und sehen denen des Mai- / Junikäfers zum Verwechseln ähnlich. Die allermeisten dieser Käferarten ernähren sich ausschliesslich von abgestorbenen Pflanzenteilen.
Im weiterführenden Artikel Rosenkäferlarve vs. Engerling werden die beiden Engerlinge miteinander verglichen.
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