Ärgerlicher Food Waste durch kleinportionierte Fertigprodukte
Nachhaltigkeitsbloggerin Andrea Oelhafen ärgert sich über kleinportionierte Fertigprodukte. Für eine fünfköpfige Familie sei dies eine grosse Menge an unnötigem Verpackungsmaterial. Doch es gibt Mittel und Wege, dagegen vorzugehen.
Der wöchentliche Grosseinkauf steht wieder einmal vor der Tür und kopfzerbrechend mache ich mich an den Einkaufszettel. Gar nicht so einfach, einer fünfköpfigen Familie gerecht zu werden! Zwischendurch muss es schnell gehen, dann soll es gesund und regional sein. Es sollte möglichst allen schmecken und zu guter Letzt sollte die Menge richtig proportioniert sein, damit keine unnötigen Reste entstehen. Auch das Thema Verpackungsmaterial ist mir wichtig, was den wöchentlichen Einkauf verkompliziert.
Food Waste und Abfall in der Schweiz
Die Schweizer Bevölkerung produziert jährlich 2,8 Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste (Food Waste), was 330 Kilogramm pro Person und Jahr entspricht. Ein Drittel dieser essbaren Anteile geht bereits zwischen Acker und Teller verloren.
Auch die Abfallproduktion der Schweizer Bevölkerung ist sehr hoch. Pro Jahr und Person fallen jährlich 716 Kilogramm Abfall an, oder anders ausgedrückt 2 Kilogramm pro Tag und Person. Ein grosser Teil dieser Menge ist auf Lebensmittelverpackungen zurückzuführen.
Food Waste und Lebensmittelverpackungen stehen im engen Zusammenhang
Wenn ich vor dem Kühlregal der Migros stehe und mich für die vegetarische Burger entscheide, muss ich für eine fünfköpfige Familie mindestens zwei Packungen à 240 Gramm kaufen. Hier sehe ich den Sinn der kleinformatigen Packungen nicht. Denn durch die vorgegebenen Portionen kaufe ich grössere Mengen ein, produziere mehr Verpackungsabfall und im schlechtesten Fall noch Food Waste.
Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass Verpackungen Food Waste vermeiden. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt aber, dass Lebensmittelverpackungen das Problem von Food Waste nicht verringern und in einigen Fällen sogar verschlimmern. Solche Fakten und Zahlen machen mich nachdenklich und bewegen mich, mein Konsumverhalten umzustellen.
Mit gutem Gewissen einkaufen
Zum Glück gibt es mittlerweile Möglichkeiten, unverpackt beziehungsweise in wiederverwendbaren Gefässen einzukaufen. Im Markt Wärchbrogg am Alpenquai in Luzern kann man verschiedenste Getreideprodukte nach eigenem Geschmack und Verbrauch abfüllen. An der Käsetheke kann ich mit meinem eigenen Behältnis regionalen Käse einkaufen und das regional saisonale Gemüse packe ich in Baumwollsäcke ab.
Im «Unfahrpackt»-Laden an der Bruchstrasse in Luzern kann ich Lebensmittel auf Lieferung bestellen. Es handelt sich dabei um saisonale und regionale Lebensmittel, welche in wiederverwendbaren Behältern geliefert werden.
Ein Highlight für mich ist der Wochenmarkt in Luzern. Hier finde ich fast alles, was ich benötige und kann meine eigenen Gefässe mitnehmen. Die Produkte stammen grösstenteils von Kleinproduzenten aus der Region.
Der Karma-Shop von Coop befindet sich im Bahnhof Zug. Hier können rund 40 verschiedene Lebensmittel in wiederverwendbare Behälter abgepackt werden. Es handelt sich dabei vor allem um Getreideprodukte und Nüsse.
Zurück zum Veggieburger aus der Migros. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich meine Veggieburger selber kreiere. Dabei kommen verschiedene Produkte (Haferflocken, frisches Gemüse, Eier, Käse) zum Einsatz, welche ich gut proportioniert, in eigene Behältnisse abgefüllt, eingekauft habe.
So vermeiden Sie Food Waste und unnötigen Abfall
Jeder von uns kann etwas gegen Food Waste und Abfall unternehmen. Hier ein paar Tipps für den Alltag:
- Gute Einkaufsplanung
- Auf die Verpackung achten
- Am Wochenmarkt oder in Unverpackt-Läden einkaufen
- Nicht zu grosse Vorräte anschaffen
- Lebensmittel richtig lagern (altes nach vorne, neues nach hinten)
- Regionale und saisonale Produkte kaufen. Bei Überproduktion landen diese nicht selten im Abfall oder in der Biogasanlage
- Nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums müssen die Produkte nicht zwingend schlecht sein und im Abfall landen. Mithilfe unseres Seh- und Tastsinnes können Lebensmittel getestet werden.
- Vor dem Kochen richtig portionieren
- Kleine Portionen schöpfen
- Reste aufbewahren und wiederverwenden