Warum, weshalb, wieso vegan?
Weltweit sind nur noch 4% aller Wirbeltiere auf Land freilebend.
Im Kanton Luzern lebt fast eine halbe Million Schweine. Das sind mehr Tiere, als unser Kanton Einwohner hat.
Wie viele Schweine bekommen Sie regelmässig zu Gesicht? Bei mir ist es einige Zeit her, seit ich das letzte Mal welche draussen auf dem Feld gesehen habe: Es war auf einem Spaziergang über den Dottenberg in Adligenswil. Ich habe die Tiere zuerst gerochen. Dann erst habe ich ein paar wenige Exemplare vor dem Stall erspähen können.
Die aktuellen, negativen Nachrichten zu Klimawandel und die miserablen Zustände in der Tierhaltung stimmen mich nicht gerade glücklich. Und doch habe ich beschlossen, meinen eigenen ökologischen Fussabdruck weiter zu senken. Eine Umstellung in meiner Ernährung macht es möglich.
Handlungsspielraum eingeschränkt
Mir kam gleich der Blogartikel von Laura Spring in den Sinn. Sie hat hier schon einmal darüber berichtet und in diesem Zusammenhang über die Haltungsbedingungen und deren ökologische Konsequenzen geschrieben (zentralplus berichtete). Die Übersäuerung von Seen in unserer Region ist weiterhin aktuell. So wurde Anfang März bekannt, dass der Zugersee nach wie vor zu viel Phosphor enthält und dass das Problem noch lange nicht gelöst ist (zentralplus berichtete).
Mein Handlungsspielraum erscheint mir hier sehr beschränkt. Dazu kommt noch der fortschreitende Klimawandel. Es sind Nachrichten, die in mir eine gewisse Ohnmacht hinterlassen.
Ist vegan gesund?
Gleichzeitig begann ich mich durch eine Kollegin, die als vegane Ernährungsberaterin arbeitet, vermehrt mit dem Thema vegane Ernährung auseinanderzusetzen und merkte, dass ich als Konsument sehr wohl einen Handlungsspielraum habe. Ich kann jeden Tag mehrmals entscheiden, welche Lebensmittel ich zu mir nehme und welche Betriebe und Produzentinnen ich damit unterstütze.
So kann ich beispielsweise wählen, ob ich die Schweineproduktion, wie sie aktuell noch gang und gäbe ist, weiterhin fördern möchte oder ob ich nicht doch lieber Alternativen stärken möchte. Ich entscheide mich für Letzteres, denn: Ich möchte meinen ökologischen Fussabdruck weiterhin senken und sehe in der veganen Ernährung grosses Potenzial dafür. Sie hat bewiesenermassen die beste Wirkung, wenn es um unsere Umwelt geht. Doch ich merke auch, dass ich negative Vorurteile gegenüber veganer Ernährung habe, welche durch negative Schlagzeilen erzeugt wurden. Vegan macht aus ökologischen Gesichtspunkten sicherlich Sinn, aber ist es auch gesund?
Zu wenig Nährstoffe durch vegane Ernährung?
Deshalb besuchte ich Luzerner Online-Workshops von #einestundevegan zur veganen und vollwertigen Ernährung. In den Workshops wurde mir objektiv aufgezeigt, dass eine solche Ernährung durchaus auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann. Und dass die Nährstoffabdeckung kein Problem sein muss. Die unterschiedlichen Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Gemüse und Früchte sind von Natur aus sehr nährstoffreich.
Zudem lernte ich auch, dass einige Nährstoffe in der veganen Ernährung gar nicht oder nur in geringen Mengen vorkommen. Diese Nährstoffe werden jedoch den Tieren ebenfalls künstlich ins Futter gemischt! Beispielsweise das Vitamin B12. Warum diese also nicht direkt zu mir nehmen?
Neues entdecken
Durch die zahlreichen Inputs beginne ich nun im Alltag vermehrt vegan zu kochen und probiere neue Lebensmittel aus. Ich entdecke beispielsweise Buchweizen und Hirse, probiere verschiedene Bohnen und Linsen aus und integriere mehr Gemüse in meine Mahlzeiten. Auch auswärts achte ich inzwischen mehr auf vegane Gerichte. Dabei merke ich, dass die vegane Vielfalt in Luzern immer mehr zunimmt.
Gab es vor ein paar Jahren noch kein rein veganes Restaurant in der Stadt Luzern, sind es inzwischen schon acht Verpflegungsmöglichkeiten und Restaurants, die rein pflanzliche Kost anbieten. Und auch die Lokale, die Mischkost anbieten, kommen immer mehr auf den veganen Geschmack. Die Stadtkarte vom Gedankengrün-Podcast hat mir dabei viele vegane Optionen aufgezeigt. Sie sammelt – nebst anderen Tipps für einen nachhaltigeren Alltag – auch alle Restaurants mit als vegan deklarierten Speisen.
Grössere Vielfalt als gedacht
Auch beim Einkaufen habe ich mich auf die Suche nach veganen Produkten gemacht. Ich stellte fest, dass sowohl Grossverteiler wie auch Reformhäuser eine ganze Palette anbieten. Die Vielfalt ist viel grösser, als ich gedacht hätte.
So komme ich zum Fazit, dass ich zwar nicht überall mitbestimmen kann, in meinem Alltag habe ich aber doch einen grossen Handlungsspielraum, den ich für mich nutzen möchte. Und beim nächsten Schwein, das mir über den Weg läuft, werde ich hoffentlich etwas weniger Ohnmachtsgefühle verspüren.