So bringt man in Luzern eine nachhaltige Sanierung unter Dach und Fach
Eine nachhaltige Sanierung eines energetischen Sündenfalls und die Entfernung von weit verbreiteten Bauschadstoffen ist möglich. Unser Blogger erzählt von seinen Erfahrungen mit seinem Haus in Luzern. Dabei wurden bei der Dachsanierung nicht nur Nistmöglichkeiten geschaffen – eine Solaranlage versorgt seither die Bewohner mit mehr Strom als benötigt wird.
Mit der Dachsanierung konnten wir eine Schadstoffsanierung in Angriff nehmen. Die in den 70er Jahren verbauten Eternit-Dachabdeckungen mit Asbestfasern sind weg, bevor der Zersetzungsprozess dazu geführt hätte, dass sich Asbestfasern vom Dach lösen konnten und uns um die Ohren geflogen wären. Alleine das Wissen, dass diese Altlast nun weg ist, lässt uns wieder unbesorgt durchatmen.
Etwas erstaunt war ich, wie unterschiedlich verschiedene Firmen mit dem Thema Asbest umgingen. Während im Herbst im Rahmen der ersten Schadstoffsanierung (zum Blogpost), ein spezialisiertes Bauunternehmen zwei Eternitplatten in Vollkörperschutz mit Aktivkohlefilter demontierte und diese in Plastik verpackt von der Baustelle entfernte, gingen die Dachdecker mit dem Asbest etwas lockerer um. Teilweise trugen sie nicht einmal Schutzanzüge. Darauf angesprochen, meinten diese, dass die Gefahr erst bei defekten Eternitplatten oder entsprechend maschineller Bearbeitung (Bohren/Fräsen) gegeben sei.
Ich als Laie kann dies nur schwer beurteilen. Angesichts vieler Asbestsanierungen wäre es hilfreich, Bauherren könnten sich auf unabhängige Standards bei Sanierungen verlassen und wüssten, worauf sie achten müssen. Unklar ist für mich, wie problematisch Eternitteile sind, welche unkontrolliert in den Garten gefallen sind. Wir haben uns jedenfalls die Mühe genommen, diese zusammenzusuchen und zu entsorgen – je nach Grösse der Teile eine sehr mühsame Arbeit.
Solarstrom vom Dach
Mit der Dachsanierung haben wir eine Photovoltaikanlage mit Schweizer Solarmodulen eingebaut. Angesichts der angestrebten Energiewende, der technischen Machbarkeit und der zwischenzeitlich ästhetisch überzeugenden Lösungen ist der Einbau einer Solaranlage, im Rahmen einer Dachsanierung, eigentlich Pflicht.
Erfreulicherweise wurden in unserem Quartier in den letzten Monaten mehrere Dächer saniert und nur gerade ein Dach wurde dabei nicht mit einer Solaranlage ergänzt. Dies ist ein erfreuliches Zeichen, dass wir bezüglich Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien an einem ganz anderen Punkt stehen als noch vor ein paar Jahren. Solarenergie vom Dach kommt heute viel öfters vor, wie ein Blick auf die Karte mit allen Schweizer Stromproduktionsanlagen beweist.
Mit grossem Interesse verfolgen wir nun die eigene Stromproduktion und peilen eine optimierte Nutzung unseres eigenen Stroms an. Wir lassen den Geschirrspüler neu tagsüber laufen, bei Sonnenschein gehört das Wäschewaschen zum Tagesgeschäft und auch die Warmwasserproduktion haben wir zeitlich auf die solare Stromproduktion angepasst. Summa summarum geben wir in dieser Jahreszeit viel mehr Strom ins Netz ab, als wir selber brauchen. Wie die Situation im Winter aussieht, darüber berichte ich gerne nach Sammlung entsprechender Erfahrungen.
Lebensraum Dachuntersicht
Mit der Sanierung von Altbauten verschwinden oft auch Lebensräume für Vögel und Fledermäuse. Kleine Ritzen und Nischen, welche über Jahre bei Altbauten entstanden sind, bieten Tieren Platz, um erfolgreich brüten zu können. Im Rahmen von Sanierungen werden diese «Löcher» in der Regel verschlossen und damit Lebensraum zerstört. Weil es uns ein Anliegen war, ein langlebiges und dichtes Dach über dem Kopf zu haben, wurden auch bei unserem Projekt alle Anschlüsse abgedichtet und Lücken mit Lochgitter verschlossen.
Um in unserem Haus aber nicht nur Menschen, sondern auch Vögeln oder Fledermäusen Schutz und Rückzugsorte zu bieten, haben wir in der Dachuntersicht verschiedene Nistmöglichkeiten für Mauersegler, andere Vögel und Fledermäuse geschaffen. Bei der kantonalen Fledermausfachstelle oder der Vogelwarte kann man sich entsprechend Beratung und Informationen einholen. Nun warten wir gespannt, ob unsere Unterkünfte auf Interesse stossen und sich mit Leben füllen.
Vor dem Planungsstart liessen wir für unser Haus einen GEAK-Plus erstellen. Dieser wird im Kanton Luzern finanziell unterstützt. Damit erhielten wir vom Energie-Coach wertvolle Inputs, wo unsere Haus Energie verliert und wie diese Probleme behoben werden könnten. Zudem haben verschiedene Schadstoffanalysen gezeigt, wo bei der Sanierung die Prioritäten zu setzen sind.
Analysen und Hauskauf
Eigentlich müssten der GEAK-Plus und Schadstoffanalysen Teil jedes (70er/80er-Einfamilien-)Hausverkaufs sein. Viele alte Häuser weisen diesbezüglich teils unsichtbare Mängel auf. Sprechen Interessenten im Rahmen von Verkaufsverhandlungen solche Themen an, haben diese im Gerangel um den besten Preis meist keine Chance.
Nur mit der notwendigen Transparenz könnten neue Eigenheimbesitzende wissen, wo Handlungsbedarf besteht, und die finanziellen Konsequenzen einplanen. Ansonsten läuft unsere Gesellschaft Gefahr, dass die finanziellen Möglichkeiten durch die hohen Verkaufspreise ausgereizt werden und anschliessend kein Geld mehr für dringend notwendige Sanierung übrig bleibt. Das wäre ein schlechtes Omen für die Energiewende und den Kampf gegen den Klimawandel.
Es gibt nachhaltige Lösungen
Im Rahmen unseres Projekts habe ich gelernt, dass es heute für fast alle Herausforderungen, die eine Sanierung mit sich bringen, eine nachhaltige Lösung gibt. Leider lässt das Wissen bei einigen Unternehmern diesbezüglich noch zu wünschen übrig. Deshalb lohnt es sich, nachzufragen und unabhängige Beratungen in Anspruch zu nehmen, wie sie Fachpersonen der Umweltberatung Luzern oder der Verein Baubioswiss anbieten.
Auch haben wir gute Erfahrungen gemacht, uns durch Vertreter von nachhaltigen Baustoffen (wie haganatur) beraten zu lassen und uns von diesen geeignete Unternehmer empfehlen zu lassen. Damit hat man die Garantie, dass die Unternehmer mit nachhaltigen Baustoffen vertraut sind und diese mit entsprechendem Know-how verarbeiten.
Ästhetik als nachhaltige Geldanlage
Schliesslich ist der Beizug einer guten Architektin sinnvoll. Sie ist mit breitem Fachwissen ein unabdingbarer Partner des erfolgreichen Umbaus und garantiert, wenn man die richtige Wahl trifft, ästhetische Lösungen. Diese garantieren, dass die Investitionen, welche mit einer Sanierung in ein Haus gesteckt werden, auch eine wertsteigernde Wirkung entfalten. Mit einem Flickwerk von Sanierungen, dies trifft man bei Einfamilienhäusern leider viel zu oft an, gibt man auch grosse Summen aus. Der Wert des Hauses steigt damit aber nicht im selben Masse an. Sprich am Schluss verliert der Hausbesitzer viel Geld und die Gefahr besteht, das kommende Bewohner alles wieder neu machen (müssen), was auch fern jeder Nachhaltigkeit ist.