Gesunde, natürliche Verputze
Für einige ist der Putz die wichtigste Schicht am Haus. Als Schutzschicht ist der Putz für die Lebensdauer und Aussehen des Bauteils mitbestimmend.
Die Konsultation einer Fachperson mit Schwerpunkt Naturfarben oder Naturputzen ist empfohlen. Die unterschiedlichen Untergründe, physikalischen Eigenheiten, Rissbildungen etc. machen eine Einschätzung nicht einfach. Der Putz überdauert in der Regel Jahrzehnte, daher sollte für der Vorabklärung genügend Zeit eingerechnet werden.
Was ist ein gesunder Putz?
- Geringe Umweltbelastung (von Herstellung bis Entsorgung)
- Lösungsmittelfrei
- Diffusionsoffen
- Alkalisch (wirkt natürlich gegen Pilze und Bakterien)
- Feuchteregulierend
- Mindert unangenehme Gerüche durch die poröse Oberfläche
Welcher Putz ist der Richtige?
- Funktion des Putzes (Sichtputz oder folgen weitere Schichten?)
- Untergrund des Putzes (Material, Saugfähigkeit, Struktur)
- Gewünschte physikalische Eigenschaften (Dämmung, Brandschutz, Dampfdurchlässig...)
- Gewünschtes Aussehen (Material, Farbe, Technik des Aufbringens...)
- Zuschlagstoffe bestimmen den Einsatzbereich mit (EPS, Stroh, Pigmente, Beschleuniger...)
Welche Farbe passt auf welchen Putz?
Wird auf eine diffusionsoffene Konstruktion geachtet, sollte eine nachträglich aufgebrachte Farbe ebenso diffusionsoffen sein! Finden Sie die richtige Farbe unter folgendem Artikel.
Material und Eigenschaften
Gipsputz ist nur für Innenräume geeignet, da er nicht witterungsbeständig ist. Das natürliche Material lässt sich einfach verarbeiten und aufbringen. Er ist stark feuchtigkeitsregulierend und bietet einen guten Feuerschutz. Auch für Nassräume ist der Putz ebenfalls geeignet, wenn er nicht zu stark beansprucht wird und danach wieder trocknen kann.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Gips-Kalkputz: 2'322 UBP/m2
- Gipsputz: 2'651 UBP/m2
Vorteile: Preisgünstig und einfach zu verarbeiten, gut feuchtigkeitsregulierend, diffusionsoffen, sehr feinkörnig. Je höher der Kalkanteil, desto widerstandsfähiger gegen Schimmel.
Nachteil: Nicht frostsicher$.
Seit Jahrtausenden wird der Kalkputz als Allrounder Innen und Aussen verwendet. Er ist etwas schwieriger zu verarbeiten als der Gipsputz, dennoch einfach. Der Kalkputz besteht aus reinen Naturmaterialien (v.a. Kalkstein). Sein hoher pH-Wert bietet einen guten Schutz gegen Bakterien und Schimmel.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Gips-Kalkputz: 2'322 UBP/m2
- Kalk-Zementputz: 6'123 UBP/m2
- Sumpfkalkputz: 10'058 UBP/m2
Vorteile: Relativ gut zu verarbeiten, vielseitig einsetzbar, gut feuchtigkeitsregulierend, diffusionsoffen, guter Schutz gegen Schimmel
Nachteil: Vorsicht beim Anmischen, da sehr basisch (ph-Wert 12: Brille, Schutzkleidung)
Die Zumischung von Zement in den Kalkputz machen den Verputz druck- & abriebfester und resistenter gegen Feuchtigkeit. Bei grossen Temperaturschwankungen neigt der Kalkzementputz zu Rissbildung. Der zu Beginn gute Schimmelschutz nimmt mit der Zeit ab.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Reiner Zementputz: 6'061 UBP/m2
- Kalkzementputz: 6'123 UBP/m2
- Weisszementputz: 7'859 UBP/m2
- Silikatputz (Dispersionssilikatputz): 35'344 UBP/m2
Vorteile: Einfach und auch maschinell möglich aufzubringen, vielseitig einsetzbar, Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit.
Nachteile: Schimmelschutz nimmt mit der Zeit ab, eingeschränkt diffusionsoffen, weniger feuchtigkeitsregulierend als reiner Kalkputz.
Lehmputz wird seit jeher verwendet und besteht aus Lehm, Ton und Sand. Je nach Zuschlag und Verarbeitung sind seine Eigenschaften sehr unterschiedlich. Der einfache Lehmputz ist feuchtigkeitsempfindlich und daher weniger für das Badezimmer geeignet. Gut feuchtigkeitsregulierend besitzt dieser Putz die Eigenschaft Schadstoffe in der Luft (z.B. Zigarettenrauch) zu neutralisieren.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Lehmputz: 1'730 UBP/m2
Vorteile: Diffusionsoffen, guter Wärmespeicher und Brandschutz, keine elektrostatische Aufladung, ökologisch.
Nachteile: Das eher weiche Material macht eine Befestigung an der Wand schwierig. Bei anhaltender Feuchtigkeit kein Schutz gegen Schimmel.
Die sehr elastischen Kunstharzputze können Hitze- und Kältespannungen sehr gut ausgleichen. Bereits dünne Putzschichten sind gegenüber mechanischen Belastungen und Witterungseinflüssen resistent.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Dispersionsputz: 26'796 UBP/m2
- Silikonharzputz: 33'567 UBP/m2
Vorteile: Mechanisch und thermisch stark belastbar, stark wasserabweisend, grosse Farbenvielfalt.
Nachteile: Unterbindet die Wasserdampfdiffusion, trocknet schwer ab, anfällig für Schimmel und daher meist in Kombination mit einem Fungizid, vielfach lösemittelhaltig.
Wärmedämmputz ist meistens ein Kalkzementputz mit Zuschlagstoffen, um den Dämmwert zu erhöhen. Wo eine Standarddämmung nicht möglich oder nicht erlaubt ist, kommt er zum Einsatz. Dieser Putz hat deutlich schlechtere Dämmwerte als eine herkömmliche Isolation, aber auch viel höher als herkömmliche Putze. Je nach Putzdicke und Zuschlagstoffen sind Dämmwirkung und Preis stark unterschiedlich.
Umweltbelastungspunkte bei 10mm Schichtstärke:
- Wärmedämmputz mit EPS: 2'410 UBP/m2
Vorteile: Ein Einsatz bei Fachwerkhäusern oder geschützten Objekten oft möglich, diffusionsoffen, auch im Innern einsetzbar.
Nachteile: Das Aufbringen sollte professionell geschehen, muss vor Feuchtigkeit geschützt werden, mässig mechanisch beanspruchbar.
Nach einfachem Aufmischen kann der Fertigputz bereits aufgebracht werden. Meist eine Kombination von Kalk- und Kunstharzputz. Je nach Mischung sind auch die Eigenschaften des Putzes unterschiedlich.
Umweltbelastungspunkte: um 1000 (je nach Zusammensetzung)
Vorteile: Steht schnell zur Verfügung, grosse Farbpalette, mechanisch und thermisch belastbar.
Nachteile: Gering bis kaum diffusionsoffen, anfälliger gegenüber Schimmel und Algenbewuchs.
Dieser Putz wird auch als flüssige Tapete bezeichnet. Dieser Verputz wird mit einer Spritzpistole aufgetragen. Dadurch sind auch kleine Winkel gut erreichbar. Die Farbpalette ist gross und am Lebensende theoretisch über den Kompost entsorgbar.
Umweltbelastungspunkte: Sehr tief
Vorteile: Sehr einfaches Aufbringen, gutes Raumklima und Akustik, diffusionsoffen, auch für Allergiker, antistatisch.
Nachteile: Kann Gerüche aufnehmen und sich verfärben, nach Aufbringen etwas längere Trocknungszeiten.
Achtung: Silikonputze sind nicht Silikatputze. Silikonputze sind erdölbasiert, Silikatputze mineralisch-natürlich.
Der passende Verputz
Alle der oben aufgeführten Putze. Kunstharz- und Fertigputz nur wenn nicht anders möglich.
Alle der oben aufgeführten Putze, ohne Gips- und Baumwollputz. Lehmputz nur für Bereiche ohne Spritzwasser (Ausnahme: Tadelakt).
Aussenputze sollten frost- und feuchtigkeitsunempfindlich sein.
Geeignet sind: Kalk-, Kalkzement-, Kunstharz-, Fertig- und Dämmputze.
Kalk-, wie auch Dämmputze sollten geeignete Bindemittel (hydraulische) beinhalten. Je kleiner der konstruktive Schutz (z.B. Vordach), desto grösser sollte die wasserabweisende Eigenschaft des Putzes sein.
Vorgehen zum Aufbringen eines Putzes
Mit Abklopfen des Untergrundes sind Hohlräume hörbar und zeigen die Stelle auf, wo der Putz erneuert werden sollte.
- Die Wand sollte gereinigt (frei von Farbe, Tapeten...), staubfrei und trocken sein.
- Löcher, wie auch Risse mit einer Spachtelmasse glatt ziehen.
- Die Wand sollte nicht poliert oder zu sandig sein. Andernfalls sollte eine geeignete Grundierung aufgetragen werden.
- Die Grundierung bildet die Haftschicht zwischen Wand und Putz.
- Nur so grosse Flächen starten, welche in einem Arbeitsschritt beendet werden können.
- Ecken und Details zuerst angehen.
- Vom Mischen bis zum Aufbringen: Vorgaben der Hersteller beachten!