Wie viel Arbeit macht ein Schottergarten?
Ratgeberfrage: Mein Lebenspartner möchte seinen Vorgarten möglichst pflegeleicht gestalten und plant einen umstrittenen Schottergarten. Ich bezweifle jedoch, dass ein Schottergarten weniger Arbeit macht als ein Naturgarten das tut. Wissen Sie mehr darüber?
Kurzantwort
Schottergärten sind monoton gestaltete Flächen, die für Tiere und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum bieten. Sie schaden dem Mikroklima und haben einen negativen Einfluss auf uns Menschen, da der Bezug zur Natur fehlt. Nur zu Beginn ist der Pflegeaufwand gering, nach einigen Jahren steigt er an. Die Arbeiten in Schottergärten gestalten sich aufwendig und mühsam. Mit kleinen Massnahmen können die Flächen in blütenreiche Plätze verwandelt und so die Biodiversität vor der Haustür gefördert werden.
Ursprung und Hintergrund
Schottergärten bestehen meist aus Kies und/oder Schotter und sind nicht bis wenig bepflanzt. Sie entstammen von den klassischen Steingärten ab, haben jedoch mit ihnen nichts mehr gemeinsam. Fachgerecht angelegte Steingärten sind artenreich und bieten spezialisierten Pflanzen einen trockenen und wasserdurchlässigen Lebensraum.
Die Motivation für Schottergärten liegt meist am angeblich kleinen Aufwand «Unkräuter» unter Kontrolle zu halten.
Material und Kosten
Zuerst wird die gesamte Humusschicht abgetragen und mit einem Vlies oder Plastik bedeckt. Teilweise wird auch Spritzbeton verwendet. Darauf folgt der Schotter. Bepflanzt wird direkt in ausgeschnittene Löcher der Abdeckung, in Töpfe oder gar nicht. Dies meist mit nicht einheimischen, hitze- und trockenresistenten Pflanzen.
Die Kosten liegen gemäss Stiftung Landschaftsschutz aufgrund hohem Erstellungsaufwand höher als diejenigen eines Blumenrasens, einer Magerwiese oder eines Rasens. Hinzu kommen Pflegekosten.
Pflegeaufwand
Durch Laub, Blütenstaub und anderes organisches Material bildet sich zwischen den Steinen eine Humusschicht. Samen werden durch Vögel und Wind verbreitet. Je nach Umgebung siedeln sich nach drei bis zehn Jahren unerwünschte Pflanzen an. Um eine aufkommende Humusschicht oder Moos zu verhindern, ist der regelmässige Einsatz eines Laubbläsers und Hochdruckreinigers notwendig. Der Einsatz von Herbiziden ist verboten. «Unkräuter» sind mühsam zu entfernen, da zuerst der Schotter zur Seite geräumt werden muss. Nach zirka zehn Jahren muss das Vlies erneuert werden. Die Arbeit im Schottergarten ist mühsam und aufwendig.
Ökologie
Im Sommer wirken Schottergärten als Hitzeinseln, nachts kühlen die Steine wenig ab. Diese Erhitzung ist weder für die Tierwelt, die Eigentümerschaft noch die Nachbarschaft angenehm. Wasser kann kaum abfliessen, die Bodenversiegelung beeinträchtigt die Bodenfruchtbarkeit und Bodentiere finden keine Lebensräume. Sogar wärmeliebende Eidechsen meiden Schottergärten, da Insekten als Nahrung fehlen. Auch als Winterquartier für Tiere sind Schottergärten unbrauchbar. Ihr biologischer Wert liegt nahe an dem einer asphaltierten Fläche.
Alternativen
Naturflächen im Siedlungsraum sind enorm wichtig: Sie erhalten und fördern die Artenvielfalt, regulieren die Temperatur, halten Regenwasser zurück und bieten uns Menschen Raum und Erholung. Anstelle eines Schottergartens können Kiesgärten mit einheimischen Stauden, Blumenwiesen oder -rasen angelegt werden. Auch ein Rückbau ist möglich. Dazu muss das Vlies entfernt oder zumindest engmaschig durchlöchert werden. Dann die Schotterfläche mit Grubensand überschütten und darüber zwei Zentimeter Kompost aufbringen. Anschliessend kann mit einer Ruderalmischung angesät oder mit einheimischen Wildstauden bepflanzt werden. Es kann auch nichts angesät werden, die Fläche begrünt sich dann von selber mit Spontanvegetation. Zusätzliche Informationen finden Sie auf unserer Webseite umweltberatung-luzern.ch/ruderalflaeche