Ist die Angst vor der Tigermücke begründet?
Ratgeber
Bereits sind mir wieder erste Stechmücken um den Kopf gesirrt! Welche Vorkehrungen kann ich treffen, um möglichst mückenfrei durch den Sommer zu kommen? Speziell machen mir die neu auftretenden Tigermücken Sorge, die gefährliche Krankheiten übertragen und ihre Eier in stehende Gewässer ablegen. Stellen meine Regensammelfässer somit eine Gefahrenquelle dar? Oder bin ich überbesorgt?
Weltweit gibt es rund 3500 Stechmückenarten, auch Moskitos genannt. Generell ernähren sich diese von zuckerhaltigen Pflanzen- oder Fruchtsäften. Kurz vor der Eiablage sind die Stechmückenweibchen aber auf ein Blutmahl angewiesen: Sie benötigen die im Blut enthaltenen Proteine für die Produktion der Eier. Dabei sind viele Stechmückenarten auf bestimmte Wirte angewiesen.
Kurzantwort
Wenn Tigermücken aus den Eiern schlüpfen, tragen sie noch keine gefährlichen Krankheitskeime in sich. Solche nehmen sie erst auf, wenn sie einen infizierten Reiserückkehrer stechen, und geben sie dann eventuell weiter – ein äusserst unwahrscheinliches Szenario. Am besten lässt man Mücken erst gar nicht in die Nähe, indem an den Fenstern Fliegengitter montiert werden.
Sehr lästig, aber harmlos
Die Stiche der in der Schweiz heimischen Stechmückenarten sind harmlos, wenn auch sehr lästig. Die Stiche werden von einem starken Juckreiz begleitet. Dennoch dürfen wir uns nicht zu sehr beklagen, denn die Stechmücken hierzulande übertragen immerhin keine Krankheiten. In tropischen und subtropischen Ländern hingegen sterben jährlich 2 bis 3 Millionen Menschen an den Folgen von Krankheiten, die durch Moskitos übertragen werden – Malaria, Denguefieber, Gelbfieber etc.
Mit der Globalisierung, weltweiten Warentransporten und vor allem Individualreisen werden immer wieder Individuen verschiedener Moskitoarten aus tropischen Ländern nach Europa eingeschleppt. Die meisten können in unserem Klima nicht überleben. Die asiatische Tigermücke allerdings kann offensichtlich mit den Gegebenheiten umgehen und sich im Süden Europas etablieren. Leider gehört sie zu den Stechmückenarten, die Dengue- und Chikungunyafieber übertragen können. In der Schweiz brauchen wir uns aber vorerst keine zu grosse Sorgen machen. Denn erstens sind Tigermücken hierzulande sehr selten und zudem nicht infektiös – wenn Tigermücken aus ihren Eiern schlüpfen, haben sie noch keine übertragbaren Krankheitskeime in sich. Solche Krankheitskeime nehmen sie erst auf, wenn sie einen mit Dengue oder Chikungunya infizierten Reiserückkehrer stechen, und geben sie danach allenfalls weiter. Ein äusserst unwahrscheinliches Szenario, das bislang in der Schweiz noch nie eingetreten ist.
Lockende Körperdüfte
Stechmücken finden ihre «Opfer» anhand deren Körperausdünstung. Wer regelmässig Kohl ist, dessen Atem wirkt abstossend auf Stechmücken. Wer hingegen stark parfümierte Duschgels oder gar Parfüm verwendet, lockt die kleinen Blutsauger effizient an. Es empfiehlt sich, während der Stechmückensaison auf parfümierte Kosmetikartikel zu verzichten. Auch Schweiss (insbesondere Schweissfüsse wirken magisch auf Stechmücken. Da helfen auch stärkste Anti-Mücken-Sprays nur noch bedingt.
Fliegengitter anbringen
Wirksamstes Mittel gegen Stiche ist, Stechmücken gar nicht erst nahe kommen zu lassen, am besten mittels langärmliger, weiter Kleidung und in der Wohnung mit Fliegengittern an den Fenstern. Letztere bieten noch den Vorteil, dass auch keine Fliegen, Wespen oder Nachtfalter in die Wohnung kommen. Wer einen Garten mit verschiedenen Hecken und Kleinstrukturen pflegt, wird mehr Vögel, Fledermäuse und Reptilien ums Haus haben. Diese ernähren sich grösstenteils von Insekten und tragen zur Reduktion der Stechmückenpopulation bei. Die Installation eines Fliegengitters über der Regenwassertonne hilft, die Vermehrung der Stechmücken zu reduzieren. Zudem verhindert es, dass andere Tiere in der Tonne ertrinken.
Autor*in
Gabriela Schenker
ehemalige Mitarbeiterin Umweltberatung Luzern