Weisser Germer
Der Weisse Germer (Veratrum album) wird von Kühen gemieden, hat aber vielleicht Alexander den Grossen getötet.
Artbeschreibung
Der Weisse Germer (Veratrum album) ist eine krautige, 50-150 cm hohe Pflanze. Die grossen Blätter sind schraubig wechselständig angeordnet, oval und auffällig parallelnervig. Die Pflanze wächst zuerst einige Jahre vegetativ bevor sie die ersten Blüten ausbildet. So sind häufig nur sterile Exemplare anzutreffen. Die Blüten erscheinen in dichten, rispigen Blütenständen. Sie sind trichterförmig und weiss, hellgrün oder hellgelb gefärbt.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Weissen Germers ist eurosibirisch: Es umfasst die europäischen Alpen inklusive Vorland, den italiennischen Apennin sowie Osteuropa und Russland. Er ist in Lagen zwischen 1000 und 3000 m.ü.M. zu finden und bevorzugt dabei feuchte und wechselfeuchte, relativ nährstoffreiche Wiesen, Weiden und Lägerstellen. Auch in Hochstaudenfluren und Flachmooren ist er zu finden. Aufgrund seiner Giftigkeit wird er vom Vieh gemieden und steht darum oft noch hoch in abgefressenen Alpweiden.
Giftigkeit
Die ganze Pflanze ist stark giftig. Besonders der Wurzelstock enthält giftige Alkaloide wie Protoveratrin und Germerin. Die Giftigkeit des Weissen Germers nimmt mit zunehmender Höhe des Pflanzenstandorts ab. Die Energie in Frassschutz zu investieren scheint sich in höheren Lagen weniger zu lohnen.
Symptome
Eine Vergiftung durch weissen Germer zeigt sich durch Erbrechen, heftigen Durchfall, Kältegefühl, Muskelkrämpfe, Halluzinationen, Atemnot und Kollapszustände. Der Tod kann 3 bis 12 Stunden nach der Einnahme eintreten.
Erste Hilfe
Nach Berührungen mit der Pflanze wird empfohlen die Kontaktstelle mit einer milden Seife zu waschen. Nach einer versehentlichen Einnahme soll bei keinen oder leichten Symptomen die «Tox Info Suisse» Tel.145 kontaktiert oder bei stärkeren Symptomen die Notrufnummer 144 gewählt werden.
Wissenswertes
Leicht verwechselt werden kann der Weisse Germer in vegetativem Zustand mit dem Gelben Enzian. Umso prekärer wird dies, da aus der Wurzel des Gelben Enzians Schnaps gebrannt wird, während in der Wurzel des Weissen Germers die höchsten Giftkonzentrationen zu finden sind. Eigentlich ist die Unterscheidung aber einfach: Die Blätter des Enzians sind kreuzweise gegenständig angeordnet, der Germer ist dreizeilig wechselständig. Gelber Enzian ist in der Schweiz gesetzlich geschützt und darf nicht gesammelt werden!
Nicht verwechselt, sondern den Weissen Germer als Brechmittel eingenommen hat vermutlich Alexander der Grosse. Dem durch Kriegsverletzungen und übermässigen Alkoholkonsum geschwächten jungen König von Makedonien und Hegemon des korinthischen Bundes sollen seine Ärzte Weissen Germer wie damals üblich als Brech- und Heilmittel verabreicht haben. Seine überlieferten Symptome vor seinem Tod entsprechen den Symptomen einer Vergiftung durch den Weissen Germer.