Seidelbast
Der Seidelbast (Daphne mezereum) leuchtet als fast tropische Erscheinung im kahlen Vorfrühlingswald und duftet verführerisch. Dabei enthält er aber starke Gifte.
Artbeschreibung
Der Echte Seidelbast (Daphne mezereum) wächst als kleiner Strauch. Seine pinken Blüten erscheinen vor den Blättern bereits ab März. Dabei zeigen sie eine europäische Seltenheit: Der Seidelbast ist kauliflor; das heisst, die Blüten wachsen direkt am Stamm statt an abzweigenden Ästchen. Während dieses Phänomen in den Tropen weit verbreitet ist, kommt es in Mitteleuropa nur beim Seidelbast vor.
Später erscheinen an der Spitze der Zweige oberhalb der Blüten die länglichen, spiralig angeordneten Blätter. Aus den Blüten entwickeln sich im Spätsommer verlockend rote, aber hochgiftige Beeren.
Vorkommen
Der Echte Seidelbast kommt von Europa bis nach Westasien vor. Hauptsächlich ist er in kalkreichen Buchen- und Laubmischwäldern sowie in Felsschuttfluren zu finden. In der Schweiz wächst er vom Flachland, wo er auch öfters in Gärten als Zierpflanze zu finden ist, bis in die alpine Stufe über 2000 müM.
Giftigkeit
Das in den Samen vorkommende Mezerein und das in der Rinde enthaltene Daphnetoxin sind beide sehr stark giftig. Beide Substanzen gelten auch als Ko-Karzinogene. Neben der beiden stärksten Gifte kommen noch weitere Toxine im Seidelbast vor. So ist auch der Rest der Pflanze, in geringerem Masse, giftig. Die Giftwirkung bleibt auch nach Trocknung der Pflanze erhalten.
Symptome
Eine Seidelbastvergiftung zeigt folgende Symptome: Brennen und Anschwellen von Mundschleimhaut, Lippen und Zunge, Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe, Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Fieber, Herzrasen und Kreislaufkollaps. Kontakt der Toxine mit der Haut kann zu starker Reizung, Blasenbildung und Entzündungen führen. Bei längerem Kontakt tritt ein geschwüriger Hautzerfall ein.
Erste Hilfe
Nach Berührungen mit der Pflanze wird empfohlen die Kontaktstelle mit einer milden Seife zu waschen. Nach einer versehentlichen Einnahme soll bei keinen oder leichten Symptomen die «Tox Info Suisse» Tel.145 kontaktiert oder bei stärkeren Symptomen die Notrufnummer 144 gewählt werden.
Wissenswertes
Trotz der starken Giftigkeit und der üblen Symptome, die der Seidelbast auslöst, hat er eine lange Geschichte medizinischer Anwendungen. Bereits 400 v.Chr. wurden Seidelbastsamen als «knidische Körner» in Medizinalbüchern erwähnt. Als Abführmittel, gegen Melancholie, Quecksilbervergiftungen und Geschwüre sollte der Seidelbast helfen. Auch gegen Halsschmerzen wurde er angewendet: Der deutsch Trivialname Kellerhals zeugt vom würgenden Gefühl, das der Seidelbast stattdessen im Hals hinterliess. Heutzutage ist keine medizinische Anwendung mehr anerkannt.