Schimmel nachhaltig entfernen
Es war unser erstes Projekt, das wir vor dem Einzug ins Einfamilienhaus anpackten. Die Waschküche sollte in freundlichen Farben daherkommen. Also nutzten wir die Zeit vor dem Einzug und kauften im Handel eine passende Farbe.
Doch schon im zweiten Sommer nach dem Einzug kam die Überraschung. In den Ecken der Waschküchenaussenwänden bildete sich Schimmel. In den vergangenen vierzig Jahren war dies nie ein Problem und jetzt plötzlich ist er da, der Schimmel.
Wo liegt das Problem
Schimmel brauchen zum Wachsen Nährstoffe und Feuchtigkeit. Klar bringen wir durchs häufige Waschen der Kinderkleider mehr Feuchtigkeit in die Waschküche als früher. Zur Einschätzung der Situation werde ich mir nach den Sommerferien bei der Umweltberatung Luzern kostenlos ein Luftfeuchtigkeitsmessgerät ausleihen. Ist über länger Zeit die Luftfeuchtigkeit hoch, kann dadurch die Schimmelwachstum begünstigt werden.
Schimmel
Schimmel kommt in Form von Sporen fast überall in unserer Luft vor. Deshalb kann sich Schimmel auch überall dort bilden, wo es Nährstoffe und genügend Feuchtigkeit gibt. Schimmel wird im Wohnbereich als schädlich angesehen und ein Zusammenhang zwischen Schimmel und Atemwegserkrankungen gilt als erwiesen. Bei dafür empfänglichen Personen können lebende wie abgestorbene Schimmelpilze allergische Reaktionen auslösen und für Symptome wie Reizungen von Hals oder Nase, Husten, Kopfweh oder Müdigkeit verantwortlich sein. Eine gefährliche Infektion durch Schimmelpilze ist jedoch sehr selten.
Regelmässiges Lüften ist gut – ausser bei Hitzewellen
Mit regelmässigem Lüften sollte die Luftfeuchtigkeit aber eigentlich problemlos an die Aussenluft abgegeben werden können – vor allem im Winterhalbjahr, weil dann die kalte Aussenluft wenig Luftfeuchtigkeit in sich trägt. Im Sommer bei Hitzewellen funktioniert das Lüften aber nicht, ganz im Gegenteil. Weil die warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommen bei hohen Temperaturen grosse Mengen Feuchtigkeit ins Haus, welche an den kühlen Stellen im Haus (vorwiegend an Wänden im Erdreich) kondensieren. Die Außenwände scheinen regelrecht zu schwitzen. Sind Oberflächen über längere Zeit feucht, kann eine solche Situation zu Schimmel führen. Der letztjährige heisse Sommer könnten also ihre Spuren hinterlassen haben. Im Sommer also nur nachts lüften, wie im Artikel «Strategien gegen Hitze» der Umweltberatung Luzern empfohlen wird.
Wie kommen Nährstoffe an die Wand
Zum Gedeihen von Schimmelpilzen braucht es neben Feuchtigkeit auch Nährstoffe. Doch wie sind diese an unsere Waschküchenwand gekommen? Haben wir etwa Mayonnaise statt Farbe an die Wand gestrichen? Natürlich nicht! Schimmelpilze können auch auf Farben wachsen, sofern die falschen verwendet wurden.
Klar ist, dass im Gegensatz zu Dispersionen mineralische Farben auf natürliche Weise ohne problematische Zusatzstoffe schimmelpilzhemmend wirken. Reine Mineralfarben haben ein anorganisches bzw. mineralisches Bindemittel. Es fehlen also organische Nährstoffe, welche den Schimmelbefall begünstigen. Zudem sind mineralische Farben wie Kalkfarben basisch, womit die säureliebenden Schimmelpilze keine Lebensgrundlage vorfinden. Zusätzlich sind Kalkfarben diffusionsoffen, womit Feuchtigkeit aufgenommen und wieder abgegeben werden kann. Damit können Wände wieder richtig austrocknen, was Schimmelpilze überhaupt nicht schätzen. Dies funktioniert besonders gut, wenn die ganzen Wandstruktur entsprechend diffusionsoffen aufgebaut ist.
Auch Dispersionsfarben werden nachhaltiger
Auch im Bereich der Dispersion sind grosse Entwicklungen Richtung umweltschonenderen Produkte im Gang. Weil Konservierungsstoffe umweltschädlich sind, wird daran geforscht, Bindemittel ohne Konservierungsstoffe herzustellen. Vanora, eine Luzerner Firma in Sempach Station, hat als eine der ersten Firmen überhaupt, wässrige Bindemittel ohne Konservierungsmittel auf dem Markt gebracht. Farbhersteller entwickeln damit nun Dispersionen ohne Konservierungsmittel, welche in naher Zukunft uns Konsumenten zur Verfügung stehen werden.
Baubiologie
Warum wir in der heutigen Zeit lieber Antischimmelfarben mit problematischen und teilweise gesundheitsschädigenden Zusatzstoffen brauchen, statt bewährte, mineralische Farben einsetzen, ist mir ein Rätsel. Als Eigenheimbesitzer beginne ich mir darüber vermehrt Gedanken zu machen. An einer Veranstaltung des Vereins Baubioswiss (Regionalgruppe Zentralschweiz) bekam ich viele Inputs. Seither will ich bei Sanierung nicht nur die gestalterische Qualität des Hauses verbessern, sondern nach Möglichkeit vorhandene Schadstoffe entfernen und sicher keine neuen Schadstoffe mehr einbauen. Damit soll unser Haus ein gesundes Hausklima erhalten – für die Gesundheit aller Bewohnenden.
Richtige Beratung
Leider war uns der Zusammenhang zwischen Farbe und Schimmel vorgängig nicht bewusst. Auch wurden wir im normalen Fachhandel nicht darauf hingewiesen. In unserer Region vertreiben zum Beispiel die Firmen Keim in Luzern oder Thymos in Kriens mineralische Farben, womit wir in Zukunft wohl zu deren Kundschaft gehören werden.
Übrigens können Kalkfarben auch auf bestehende Dispersionen aufgetragen werden. Es gibt also durchaus Hoffnung, dass wir das Problem des Schimmels wieder loswerden – ganz natürlich ohne zusätzliche Schadstoffe – einfach mit der richtigen Beratung und der richtigen Farbe.
Antischimmelspray – nein Danke
Die Behandlung der befallenen Stellen mit chlorbasierten Wirkstoffen ist für mich keine Option, obschon dies im Fachhandel als gängige Lösung des Problems empfohlen wird. Chlor ist ein hoch reaktives Gas, welches schon im ersten Weltkrieg als Giftgas eingesetzt wurde und durch Chlor krebserzeugende Verbindungen entstehen können. Da löse ich das Problem doch lieber richtig, statt einen neuen Schadstoff in unser Haus zu bringen.