Fledermäuse
Dieser Artikel steht als Stichwortbroschüre im Format A5 zum Download bereit. Verwenden Sie ein PDF anstelle eines Drucks, der Umwelt zuliebe. Drücken Sie dazu CTRL+P.
In der Schweiz kommen 30 Fledermausarten vor, was rund einem Drittel aller einheimischen Säugetiere entspricht. Alle einheimischen Fledermausarten ernähren sich von Insekten und sind in der Schädlingsbekämpfung sehr effektiv. In der Schweiz sind sie geschützt und sollten gefördert werden.
Inhaltsverzeichnis
Kurzinformationen
In der Schweiz gibt es rund 30 Fledermaus-Arten. Sie ernähren sich von Insekten und bewohnen teilweise auch Gärten und Häuser. Ein naturnaher Garten und sparsame Beleuchtung hilft den Tieren. Alle Fledermäuse der Schweiz sind bundesrechtlich geschützt, viele Arten sind bedroht. In jedem Kanton gibt es eine Fledermausschutz-Fachperson die Sie kostenlos beraten kann. Im Kanton Luzern ist dies Silvana Dober, 077 464 50 89, luzern@fledermaus.info
Fledermaus gefunden, was tun?
Fledermäuse sind Wildtiere und können sich meist selber helfen. Es gibt aber manchmal "Notfallsituationen":
- Verirrte Fledermaus in einem Zimmer (Mai bis September): Fenster öffnen, Licht löschen, Türen schliessen damit sie herausfliegen kann.
- Passiert dies im Winter: Fenster schliessen, warten bis sich die Fledermaus hinhängt. Danach ergreift man sie mit Handschuhen und setzt sie in eine Schachtel.
- Fledermaus liegt am Boden: mit Handschuhen ergreifen und in eine Schachtel legen
- Kontaktieren Sie bitte die Pflegestation 041 371 03 51
- Findet man eine Fledermaus beim Abtragen einer Holzbeige, das Tier mit Handschuhen vorsichtig wieder in eine Spalte zwischen die verbleibenden Holzstücke setzen.
Weitere Infos auf luzern.fledermaus.info und fledermausschutz.ch
Fledermäuse in und an Gebäuden
Die Tiere sind sehr unauffällig. Der Kot fällt als trockene kleine "Kegelchen" an. So können Verschmutzungen minimiert werden:
- Kotbretter oder Blumenkistchen unter den Schlafplätzen anbringen (mind. 1m Abstand!)
- In Wochenstuben eine Plastikplane am Boden auslegen und im Herbst den Kot entfernen - er ist ein wertvoller Dünger
In der Schweiz kommen 30 Fledermausarten vor, was rund einem Drittel aller einheimischen Säugetiere entspricht. Alle einheimischen Fledermausarten ernähren sich von Insekten und sind in der Schädlingsbekämpfung sehr effektiv. In der Schweiz sind sie geschützt und sollten gefördert werden.
Lebensweise
Fledermäuse sind nachtaktive Säugetiere. Sie können fliegen und sich im Dunkeln mit Hilfe von Ultraschallrufen orientieren. Während dem Tag verkriechen sie sich in einem trockenen und warmen Versteck. Zu ihren Feinden gehören Katzen, Marder, Eulen und Falken. Weltweit sind rund 1'200 Arten bekannt - in der Schweiz wurden bis heute rund 30 Arten nachgewiesen. Einige Arten legen ähnlich wie Zugvögel jahreszeitliche Wanderungen zurück – der Rekord beträgt 1’900 Kilometer!
Lebensraum
Fledermäuse leben sowohl im Flachland als auch im Gebirge. Sie besiedeln Wälder, Kulturland und Siedlungen. Wichtig sind Strukturreichtum und viele Insekten. Im Frühjahr, sobald die Temperaturen steigen, erwachen die Fledermäuse aus dem Winterschlaf. Während der warmen Jahreszeit verstecken sich die nachtaktiven Tiere tagsüber gerne kopfüber in Hohlräumen. Etwa in Baumhöhlen, Felsspalten oder auch in Zwischenräumen an und in Gebäuden. Fledermäuse sind standorttreu und suchen alljährliche dieselben Quartiere auf. In ihrem Lebensraum brauchen die nächtlichen Jägerinnen mehrere Elemente: Wochenstuben, Winterquartiere und Tagesverstecke. Verlust von Biotopen und geeigneten Quartieren sind die Hauptgründe für den Bestandesrückgang der Fledermäuse.
Fortpflanzung
Balz und Paarung beginnt ab Mitte August. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt jedoch erst nach Ende des Winterschlafes bei günstigerer Witterung. Die männlichen Fledermäuse sind Einzelgänger, die Weibchen bilden im Sommer Kolonien (sogenannte Wochenstuben), wo sie ihre Jungen zur Welt bringen. Als Wochenstuben kann etwa ein Dachstock oder auch ein Storenkasten dienen. Fledermäuse sind Säugetiere, die Jungen werden mit Milch gesäugt. Schon nach 4 - 8 Wochen sind die Jungtiere so gross wie die Mutter und können fliegen. Im Spätsommer lösen sich die Kolonien wieder auf. Fledermäuse bringen pro Jahr nur ein einziges Jungtier zur Welt, aber dafür werden bis zu 40 Jahre alt.
Nahrung
Fledermäuse ernähren sich ausschliesslich von Insekten, aber nicht nur von Nachtfaltern. Naturnahe Flächen in Wäldern, Hecken, Gärten und an Gewässern sind besonders insektenreich und deshalb beliebte Jagdreviere. Manchmal sieht man Fledermäuse auch bei Strassenlaternen nach Insekten jagen die dort ziellos herumschwirren. Die Fledermäuse suchen häufig die gleichen Orte für die Jagd auf und orientieren sich auf ihrem Weg gerne an linearen Strukturen.
Winterschlaf
Im Winter fliegen keine Insekten und somit herrscht Nahrungsmangel. Aus diesem Grund machen die Fledermäuse einen Winterschlaf in Fels- oder Baumhöhlen, seltener auch in Häusern. Die Körpertemperatur ist dann so tief wie die Umgebungstemperatur und das Herz schlägt nur noch etwa zwölf mal pro Minute. Winterquartiere können etwa in Holzstapeln oder auch in unbeheizten Nischen und Spalten an Häusern sein. Dabei sind sie kaum wärmer als der Gefrierpunkt. Im Winter machen die einheimischen Fledermäuse einen Winterschlaf in Fels- oder Baumhöhlen, seltener auch in Häusern.
Fledermäuse als Mitbewohner
Fledermäuse leben manchmal in den Storenkästen zur Untermiete. Auf den Fenstersimsen sammelt sich Kot. Dieses Problem lösen Sie am besten mit einem bepflanzten Balkonkistchen; der Kot wird darin rasch abgebaut. Wer sich keinen grünen Daumen zutraut, kann ein ca. 30 cm breites Brett schräg auf den Fenstersims montieren, so purzeln die Kot-Chegeli von selbst runter und der Reinigungsaufwand wird viel kleiner. Sollte dies aus ästhetischen Gründen nicht in Frage kommen, empfiehlt es sich, mit der kantonalen Fledermausschutz-Beauftragten Kontakt aufzunehmen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass eine Fachperson vorbeikommt und sich das Problem vor Ort ansieht. Dank einem grossen Erfahrungsschatz kann so mit den Betroffenen zusammen die gangbarste Lösung gefunden werden.
Sind Fledermäuse gefährlich?
Zu fürchten brauchen wir die seit mehr als 50 Millionen Jahren durch die Lüfte flatternden Flugakrobaten nicht. Im Übrigen ist wichtig zu erwähnen, dass Fledermäuse weder die Isolation noch das Mauerwerk in irgendeiner Weise beschädigen können. Die Verbreitung von Krankheiten durch Fledermäuse ist nicht zu befürchten. Die kleinen Tiere können aber zubeissen, wenn sie berührt werden. Sie sollten nur im Notfall mit Handschuhen geschehen.
Fledermäuse im Kanton Luzern
Im Kanton kommen fast 20 Fledermausarten vor. Immer wieder gelingen auch teils dank Hinweisen aus der Bevölkerung neue Nachweise von Fledermäusen. So wurde eine kleine Hufeisennase (eine stark gefährdete Art) in Horw entdeckt. Diese Art ist wegen dem früher verbreiteten Einsatz des Insektizids DDT fast ausgestorben. Sie kann sich dank dem Verbot von DDT ganz langsam wieder erholen. Eine der seltensten Arten der Schweiz, die Brandtfledermaus wurde 2020 in Sempach gefunden. Es gibt im Kanton ein paar grosse Fledermaus-Wochenstuben die schon länger bekannt sind – beispielsweise in St. Ottilien, Buttisholz. Hier lebt eine stattliche Kolonie von Grosse Mausohren. Dank Webcams kann man die Tiere auf Youtube beobachten: Den Kanal findet man unter «Mausohren Kolonie St. Ottilien»
Fledermäuse in der Stadt Luzern
In der Stadt Luzern leben 12 verschiedene Fledermausarten. Für einige von ihnen trägt die Stadt Luzern eine besondere Verantwortung, zum Beispiel für die Wasserfledermaus.
Die häufigste Fledermaus-Art der Schweiz jagt auch in Luzern fast in allen Quartieren und oft rund um Strassenlaternen. Von ihr sind bereits mehrere Wochenstuben (Aufzuchtkolonien von Weibchen mit Jungtieren) nachgewiesen worden.
Die im Süden weit verbreitete Weissrandfledermaus wurde erstmals in den 1990er-Jahren nördlich der Alpen mitten in der Stadt Luzern gefunden. Seither wurden mehrere Wochenstuben in der Neustadt entdeckt.
Von der extrem seltenen Mückenfledermaus – der kleinsten Fledermaus Europas – gelang im Sommer 2003 im Maihof-Quartier einer der ersten Nachweise einer Wochenstube in der Schweiz.
Rauhautfledermäuse fliegen vor allem im Herbst und im zeitigen Frühjahr, da sie bei uns überwintern. In Luzern finden wir sie beispielsweise an der Museggmauer zusammen mit den anderen Pipistrellus-Arten.
Quartiere von Grossen Abendseglern finden wir in Luzern oft in Rollladenkästen. Im Alten Friedhof bewohnen Sie ab August jedoch auch mehrere Baumhöhlen. Hier können sie besonders gut beobachtet werden.
Vom kleinen Bruder der beiden Abendsegler gelang in der Stadt Luzern bisher erst 2008 ein einziger Freifund-Nachweis.
Wasserfledermäuse über stillem Wasser zu beobachten, ist einfacher als ihre Quartiere zu finden. Umso erfreulicher, dass wir in der Kapellbrücke – an diesem Aushängeschild des Luzerner Tourismus – eine Wochenstube mit über 150 Individuen haben. Das ist eine von nur zwei bekannten Wochenstuben im Kanton. Die zweite befindet sich beim Schloss Meggerhorn.
Als typischer Dachstockbewohner hat es das Braune Langohr in der Stadt Luzern schwer, da sehr viele Dachstöcke zu Wohnungen ausgebaut sind. Deshalb sind auch nur wenige Quartiere und Freifunde bekannt.
Immer wieder gelingen Nachweise der auffälligen Art in der Stadt und in anderen Gemeinden. Eine Wochenstube konnte aber bisher nicht entdeckt worden. Die Art zeigt ein ähnliches Wanderverhalten wie Zugvögel, die Sommer- und Winterquartiere können bis zu 800 km auseinanderliegen!
Die zierliche Bartfledermaus ist in der Schweiz zwar weit verbreitet, aber in Luzern wird sie seltener als die Zweifarbenfledermaus gefunden. Typischerweise versteckt sie sich hinter Wandverkleidungen und Fensterläden von Wohnhäusern, Garagen und Scheunen. Quartiere sind noch keine bekannt.
Die nächste grosse Wochenstubenkolonie des Grossen Mausohrs ist in Malters. In Luzern kennen wir nur Einzeltier- und Männchen-Quartiere und diese vorwiegend am Stadtrand von Luzern.
Das Vorkommen der Breitflügelfledermaus beschränkt sich im ganzen Kanton Luzern auf drei Quartiere in der Stadt Luzern im Obergrund-Quartier. Nun konnten in der Trüllhofstrasse gleich zwei Quartiere neu nachgewiesen werden.
Fledermäuse fördern rund ums Haus
Fledermäuse können nicht aktiv angesiedelt werden. Aber man kann sie in den eigenen Garten locken, indem man mit der richtigen Gartengestaltung, Bepflanzung und Pflege die Lebensgrundlagen der Insekten – der Beutetiere der Fledermäuse – bereitstellt. Wichtig ist dabei die Vernetzung mit anderen „fledermausfreundlichen“ Gärten als Mosaikstein mitten im Siedlungsraum. Ein Fledermauslebensraum ist grösser als ein einzelner Garten.
Wer in seinem Garten einheimische Pflanzen setzt und giftfrei gärtnert wird ein reiches Insektenleben erhalten – und damit die Nahrungsgrundlage für Fledermäuse. Viele Fledermäuse jagen nachtaktive Insekten im freien Luftraum, andere sammeln ihre Beute von Blättern oder sogar vom Boden auf. Nachtfalter werden in erster Linie von der reflektierten UV-Strahlung der nachts blühenden Blüten angezogen, aber auch vom Duft der Blüten und Blätter. Einige Pflanzen öffnen daher ihre Blüten erst nach Einbruch der Dämmerung oder senden dann ihren betörenden Duft aus (z.B. das Wald-Geissblatt oder die Rote Lichtnelke). Wichtig sind jedoch nicht nur Nektarquellen für erwachsene Falter, sondern auch Futterpflanzen für ihre Raupen. Das sind oft andere als diejenigen die von den Faltern besucht werden.
„Fledermausfreundliche“ Gärten sind vielfältig und reichlich mit einheimischen Wildblumen, Wildstauden, Wildsträuchern und Bäumen bepflanzt, die von März bis November blühen und fruchten. Sie bilden die Nahrungsgrundlagen für viele „Fledermaus-Beutetiere“. Bezugsquellen für fledermausfreundliche Pflanzen:
- Wildstaudengärtnerei: www.wildstauden.ch
- Forstgarten Lobsigen, 3268 Lobsigen, 031 6361230, fglobsigen@vol.be.ch, www.be.ch/forstbaumschulen
- Emme-Forstbaumschulen AG, Schachen 9, 3428 Wiler bei Utzenstorf, 032 6664280, info@emme-forstbaumschulen.ch, www.emme-forstbaumschulen.ch
- H.U. Ingold Forstbaumschulen AG, Haldimoos 15, 4922 Bützberg, 062 9631232, info@ingold-forstbaumschulen.ch, www.ingold-forstbaumschulen.ch
Geeignete Gehölze und Kletterpflanzen:
Bäume: | Wildsträucher: | |
Wildapfel (Malus sylvestris) | Feldrose (Rosa arvensis) | |
Wildbirne (Pyrus communis) | Hundsrose (Rosa canina) | |
Schwarzerle (Alnus glutinosa) | Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) | |
Hängebirke (Betula pendula) | Schwarzdorn (Prunus spinosa) | |
Winterlinde (Tilia cordata) | Gemeiner Liguster (Ligustrum vulgare) | |
Feldahorn (Acer campestre) | Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus) | |
Stieleiche (Quercus robur) | Salweide (Salix caprea) | |
Hainbuche (Carpinus betulus) | Roter Holunder (Sambucus racemosa) | |
Zitterpappel (Populus tremula) | Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) | |
Kletterpflanzen: | ||
Wald-Geissblatt (Lonicera periclymenum) | Hopfen (Humulus lupulus) | |
Gemeiner Efeu (Hedera helix) | Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) |
Vorsicht mit Kletterpflanzen in der Nähe eines Fledermaus-Quartiers!
Bei Ein- und Ausfluglöchern von Fledermaus-Quartieren sollte auf Kletterpflanzen verzichtet werden, da diese den An- und Abflug der Fledermäuse behindern können. Das kann zum dauerhaften Verlassen des Unterschlupfs führen.
Nachfolgende Elemente sind wertvoll für Fledermäuse:
- Blumenwiesen 2–3 Mal pro Jahr und gestaffelt mähen, bei jedem Schnitt etwas stehen lassen, auch über den Winter! Altgras bildet eine reichhaltige Insektenkinderstube
- Krautsaum zwischen Wiese und Hecke nur alle zwei Jahre mähen
- Wildhecke aus verschieden grossen Wildsträuchern
- Hochstamm-Obstbäume und grössere Bäume wo Baumhöhlen entstehen können
- Naturnah begrünte Balkone, Terrassen , Flachdächer
- Zäune und Fassaden mit einheimischen Kletterpflanzen
Holzstapel und verrottende Holzstücke sind beliebt bei Insekten
Am Gartenweiher können verschiedene Fledermaus-Arten beim Trinken beobachtet werden. Im Tiefflug schöpfen sie mit steil angewinkelten Flügeln Wasser von der Oberfläche. Dabei ist ein freier An- und Abflug zum stehenden oder langsam fliessenden Gewässer sowie eine offene Wasserfläche ohne Wasserpflanzen von mindestens 2 m Länge wichtig. Um den freien An- und Abflug zu ermöglichen, sollten die Uferpflanzen nicht höher als 30 cm werden, nur die Hälfte des Gartenweihers einfassen oder es sollte auf zwei gegenüberliegenden Ufern je ein Streifen von ca. 1 m vegetationsfrei gehalten werden.
Fledermäuse finden an und in Häusern an vielen Stellen trockene Unterschlüpfe. Beliebt sind folgende Verstecke: Estrich, Dachfirst, unter Ziegeln, im Keller, in Holzbeigen, hinter Wandverschalungen und Fensterläden. Diese Stellen werden von den Fledermäusen ganz unterschiedlich genutzt – für kürzere oder längere Zeit: als Unterschlupf, um Junge aufzuziehen oder zum Überwintern. Fledermäuse richten keine Schäden an – sie lassen zwar Kot fallen, dieser ist aber trocken und fällt normalerweise nur in Kleinmengen an. Der Kot kann zusammengewischt werden und ist ein ausgezeichneter Dünger. Weitere praktische Details, was Sie für Fledermäuse tun können, die Sie rund um Ihr Haus entdecken, finden Sie auf der Webseite Bauen-Tiere.
Viele Fledermaus-Arten verstecken sich tagsüber in Baumhöhlen oder unter der aufgesprungenen Borke toter Bäume. Wo solche „Fledermauswohnungen“ in Wäldern und Parkanlagen fehlen, kann mit speziellen Fledermauskästen Ersatz für die Fledermäuse angeboten werden. Noch viel wichtiger als Fledermauskästen aufzuhängen ist der Erhalt bestehender Quartiere und Höhlenbäume. Dies ist die prioritäre Aufgabe des Fledermausschutzes und der zuständigen Behörden.
Wo aufhängen?
Geeignete Orte für Fledermauskästen sind Waldränder, Waldlichtungen, Ufergehölze, Alleen, Obstgärten und grössere Bäume in Stadtparks. Weil baumhöhlenbewohnende Fledermäuse oft ihre „Wohnung“ wechseln, sollte man mehrere Fledermauskästen an einigen nebeneinanderstehenden Bäumen aufhängen. Die Kästen sollten möglichst besonnt und in mindestens 4–8 m Höhe aufgehängt werden. Der Anflug des Kastens darf nicht durch Äste behindert werden. Zudem muss der Kasten so befestigt werden, dass er im Wind nicht hin- und herschwingt.
Fledermauskästen können auch an Brücken und Gebäuden aufgehängt werden. Auch hier gilt: gute Besonnung, keine Hindernisse wie Balkongeländer im Bereich des An- und Abflugweges, Idealhöhe 4–8 m. Stellen, die nachts durch Strassenlampen oder Leuchtreklamen beleuchtet werden sind ungeeignet.
Fledermauskästen kann man selber bauen oder man kann Fertigkästen erwerben. Der Kastentyp spielt für den Besiedlungserfolg keine entscheidende Rolle. Viel entscheidender ist, ob in der Gegend, wo man Kästen aufhängt, Fledermäuse auf der Suche nach neuen Versteckmöglichkeiten sind.
Für den Bau der Kästen sollten nur unbehandelte, sägeraue Bretter verwendet werden, damit sich die Fledermäuse festhalten können. Weil der „Teufel“ meist im Detail steckt, empfiehlt es sich, den Fledermausschutz oder einen erfahrenen Fledermauskastenbauer um Rat zu fragen. Denn die richtige „Möblierung“ des Fledermauskastens ist Voraussetzung für die Besiedlung.
Die Masse des Kastens sind beliebig. Wichtig ist nur, dass der Einflugschlitz eine Breite zwischen 20–25 mm hat, damit auch größere Fledermausarten – aber keine Vögel – in den Kasten schlüpfen können.
Sie müssen sich bewusst sein: Es kann mehrere Jahre dauern, bis Kästen von Fledermäusen angenommen werden, auch wenn sie richtig konstruiert und aufgehängt wurden. Deshalb gilt: Ein Fledermauskasten ist immer nur die zweitbeste Wahl. Die aller besten Verstecke suchen sich die Fledermäuse selbst aus.
Fledermäuse sind lichtscheu. Sie sind sich gewohnt dass sie bei Dunkelheit aktiv werden. Wird ihr Versteck in der Nacht beleuchtet fliegen sie entweder später aus oder sie geben das Versteck auf. Wird ihr Jagdrevier beleuchtet wird es von gewissen Fledermausarten gemieden. Licht zieht nachtaktive Insekten an und viele werden dadurch verwirrt oder getötet. Der Insektenreichtum - die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse - wird direkt oder indirekt geschädigt und somit auch die Fledermäuse. Nur wenige Fledermausarten jagen auch bei Strassenlampen, die meisten Arten meiden beleuchtete Areale.
Gefahren für Fledermäuse
Die Fledermausbestände sind stark zurückgegangen und viele Arten sind gefährdet. Die Ursachen sind vielfältig: Verlust von Unterschlüpfen, Rückgang der Insekten, Lichtverschmutzung, Giftstoffe und weitere Faktoren.
Pestizide und Holzschutzmittel können für Fledermäuse tödlich sein. Fledermäuse könnten vergiftete Insekten fressen. Beim Ein- und Ausstieg in ihren Unterschlupf kommen Fledermäuse ausserdem mit giftigen Holzschutzmitteln in Berührung. Bei der Fellpflege nehmen sie das Gift auf. Deshalb ist bei der Anwendung von Holzschutzmitteln besondere Vorsicht geboten. Eine Liste empfehlenswerter Holzschutzmittel finden Sie unter www.fledermausschutz.ch.
Oft trinken Fledermäuse auch aus randvoll gefüllten Brunnen, Regentonnen oder aus einem Swimming-Pool. Dabei kann es vorkommen, dass sie ins Wasser fallen. Eine Zeit lang können sie zwar schwimmen, finden sie dann aber keinen Ausstieg, ertrinken sie. Dies kann verhindert werden, indem am Rande ein kleines, raues Brettchen als Ausstiegshilfe befestigt wird.
Alle Fledermausarten sind bundesrechtlich geschützt, es ist verboten sie zu töten, zu verletzen, zu fangen oder ihre „Brutstätten“ (bzw. Wochenstuben) zu zerstören. Viele Arten sind bedroht. Falls Sie in ihrem Haus Fledermäuse finden und etwa ein Umbau ansteht melden Sie sich beim Fledermausschutz: Silvana Dober 077464 50 89, luzern@fledermaus.info. Sie werden kostenlos beraten und man sucht nach der besten Lösung für Sie und die Tiere.
Suchen Sie schon vor der Fällung den Baum auf Höhlen im Holz ab. Versuchen Sie, Höhlenbäume stehen zu lassen. Falls Sie trotzdem Fledermäuse nach einer Baumfällung finden melden Sie sich beim Fledermaus-Nottelefon: 041 371 03 51
Bitte melden!
Wer bei sich zu Hause ein Fledermausquartier entdeckt, ist gebeten, dieses dem kantonalen Fledermausschutz zu melden. Je mehr Quartiere bekannt sind, desto besser kann abgeschätzt werden, wie es um die Fledermäuse bestellt ist – ob sie seltener werden oder ob sich die Bestände erholen. Besonders interessant sind Meldungen von Dachstöcken mit offen hängenden Fledermäusen, da es sich dabei um besonders seltene Arten handelt (Mausohren, Langohren oder gar Hufeisennasen). Das Meldeformular sowie die Kontaktdaten der kantonalen Fledermausschutz-Beauftragten finden Sie auf der Internetseite: www.fledermaus.info/luzern.
Nützliche Informationen
- Fledermausschutz - ein Ratgeber für die Praxis, E. Bader, H. Krattli, Haupt-Verlag, Bern, ISBN 978-3-258-08216-5
- Welche Fledermaus ist das? K. Richarz, Franck-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, ISBN 978-3-440-13035-3
- Fledermäuse, beobachten, erkennen und schützen, K. Richarz, Franck-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, ISBN 978-3-440-14909-6
Adressen für den Bezug von Fledermaus-Kästen und Bauanleitungen: fledermausschutz.ch oder luzern.fledermaus.info
Infos zu Fledermäusen: Infos über Fledermäuse der Schweiz | Fledermausschutz
Rote Liste Fledermäuse: Rote Liste Fledermäuse (admin.ch)
Herausgeber: Umweltberatung Luzern (2015)
Konzept und Text: S. Meyer, Überarbeitung M. Kieffer
Bilder: Fledermausschutz Schweiz, gemeinfreie Bilder
Haben Sie noch Fragen?
Sollten Sie weitere Fragen haben, beraten wir Sie gerne persönlich. Zudem verfügt unsere Umweltbibliothek über diverse Medien, welche kostenlos ausgeliehen werden können.
Kontakt
Das Team der Umweltberatung steht Ihnen gerne kostenlos bei Fragen zur Verfügung.
Umweltberatung Luzern
Löwenplatz 11
6004 Luzern
041 412 32 32
info@umweltberatung-luzern.ch
Öffnungszeiten
Beratung per Telefon & E-Mail
Montag-Freitag, 8-12 & 13-17.30 Uhr
Persönliche Beratung & Geräteausleihe
Montag, 13.30-17.30 Uhr
Dienstag-Freitag, 10-12 und 13-17.30 Uhr