Das umweltfreundliche Auto
Verfügbare Modelle
Damit Fahrzeuge mit alternativem Antrieb gekauft werden, müssen den Verhaltensmustern angepasste Modelle auf dem Markt verfügbar sein. Gemäss der Autoumweltliste führen 20 Autohersteller ausschliesslich batteriebetriebene Elektroautos im Sortiment. Während rein batteriebetriebene Personenwagen vor wenigen Jahren mehrheitlich im Luxussegment angeboten wurden, sind diese momentan ab einem Listenpreis von 25’000 Franken verfügbar. Einzig im untersten Preissegment gibt es noch keine Fahrzeugmodelle mit reinem Elektroantrieb und mit vier Plätzen. Auch für Familien ist das Angebot zurzeit noch dünn. In der aktuell rasanten Entwicklung wird es wohl eine Frage der Zeit sein, bis auch für diese Kundengruppen geeignete Modelle verfügbar sein werden. Wer ein wasserstoffbetriebenes Brennstoffzellen-Auto kaufen möchte, zahlt für die beiden aktuell auf dem Schweizer Markt verfügbaren Modelle gegen 90’000 Franken. Die Autoumweltliste zeigt aber auch, dass bei den Verbrennern die Gasfahrzeuge oft den geringsten CO2-Ausstoss haben. Werden diese 100 Prozent mit Biogas betankt, sind sie praktisch CO2-neutral unterwegs. Der Marktanteil von Gasfahrzeugen betrug 2019 in Luzern jedoch bescheidene 0,2 Prozent, in Zug 0,5 Prozent und für den gesamten Fahrzeugpark der Schweiz gibt es schlicht nicht genug Biogas.
Umweltverträglichkeit
Wie schon eingangs erwähnt sind zu Fuss, mit dem Velo oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegte Kilometer eindeutig die ökologischsten. Ist trotzdem ein Auto nötig, ist bezüglich Umweltverträglichkeit die Produktion und der Betrieb zu unterscheiden. Der Betrieb mit erneuerbarer Energie ist ausschliesslich mit einem Elektro-, Wasserstoff- und Gasauto möglich. Bei Elektro- und Wasserstoffautos ist darauf zu achten, dass diese mit erneuerbarem Strom betankt werden. Für Gasautos sollte Biogas gekauft werden. Unter www.co2tieferlegen.ch bietet Energieschweiz (ein Programm des Bundesamtes für Energie) wichtige Informationen über den CO2-Ausstoss verschiedener Fahrzeuge.
In der Produktion sind Elektroautos energieintensiver als alle anderen Antriebsarten. Eine Studie des Paul Scherrer Instituts zeigt, dass Batterieautos in der Schweiz die höheren Treibhausgasemissionen aus der Produktion infolge der geringeren Emissionen im Betrieb erst nach ca. 30’000 Kilometern kompensieren. Wenn also jemand weniger als 3000km pro Jahr fährt, ist das Elektroauto aus Umweltsicht nicht erste Wahl. In diesem Fall lohnt es sich Carsharing zu prüfen oder allenfalls ein Erdgasauto (mit Biogas betankt) oder ein Wasserstoffauto zu bevorzugen. Die Autoumweltliste bietet hierfür weiterführende Informationen.
Tankstellennetz
Eines der meistdiskutierten Themen im Hinblick auf alternative Antriebe ist das Tankstellennetz. Bei rein batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen wird nahezu immer eine sogenannte Wallbox für das Laden zu Hause mitinstalliert. Aus diesem Grund werden die öffentlichen Elektrotankstellen mehrheitlich nur sekundär zum Laden benutzt. Trotzdem zeigt sich bei der Betrachtung des Zentralschweizer Elektrotankstellennetzes, dass auch immer mehr öffentliche Lademöglichkeiten entstehen.
Für wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenautos ist in der Zentralschweiz derzeit noch keine Tankstelle in Betrieb. Ende 2020 wird in Rothenburg voraussichtlich die erste Agrola-Wasserstofftankstelle der Agglomeration Luzern in Betrieb genommen, im Jahr 2021 folgt in Geuensee eine weitere. Das Erdgas-Tankstellennetz ist weniger dicht als das Netz der Elektrolademöglichkeiten. Immerhin sind im Raum Luzern rund ein Duzend Tankstellen verfügbar, welche standardmässig Erdgas mit 20 Prozent Biogasanteil anbieten.
Die Realität - Autos in der Schweiz sind zu schwer
Rund 20 Prozent aller im ersten Halbjahr 2020 in der Schweiz in den Verkehr gebrachten Personenwagen haben einen Elektromotor eingebaut. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Fahrzeuge dadurch umweltfreundlicher sind. Erstens sind ein Grossteil davon schwere Hybrid-Fahrzeuge die einen CO2-Ausstoss haben, der viel höher ist als derjenige eines kleinen Benziners. Zweitens sind auch reine Batteriefahrzeuge wie erwähnt nicht per se umweltfreundlich. Und drittens unterliegen die von den Autoimporteuren eingeführten Personenwagenflotten gemäss CO2-Gesetz zwar einem Emissionsziel, dieses ist jedoch weit weg von klimaneutraler Mobilität. Erstmals zum Verkehr in der Schweiz zugelassene Personenwagen durften im Durchschnitt bis Ende 2019 maximal 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen, seit Anfang 2020 sind die Vorschriften noch strenger, erlaubt sind nur noch 95 g/km. Das Ziel wurde 2019 schweizweit verfehlt. Auch in Luzern war der Durchschnitt mit 137 g/km zu hoch.
Solange Herr und Frau Schweizer mit immer grösseren und schwereren Autos auf den Strassen herumkurven möchten, wird es nicht einfacher, die Umweltverträglichkeit der Mobilität zu verbessern.