Gibt es eine Sharing-Community in Luzern?
Autoteilen ist im städtischen Raum inzwischen weit verbreitet. Warum nicht auch die Bohrmaschine in der Nachbarschaft ausleihen, statt im Baumarkt eine eigene zu kaufen? Das Angebot an nützlichen Sharing-Plattformen wird immer grösser. Doch wie sieht es in Luzern mit der Nutzung aus?
Nicht erst seit die Friday-for-Future-Bewegung die breite Gesellschaft für den Klimaschutz sensibilisiert hat, wird das Thema der Sharing Economy immer wieder diskutiert. Das Prinzip «Teilen statt kaufen» ist nicht neu, es existiert schon seit Urzeiten: Besitzgüter werden in der Gemeinschaft zusammen genutzt, Dienstleistungen ausgetauscht und nicht benötigte persönliche Gegenstände werden der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Aber wie steht es denn um die Sharing-Community in Luzern?
Carsharing hat sich bewährt
Das Teilen hat aus ökologischer Sicht den grossen Nutzen, dass die bei der Herstellung und teilweise auch bei der Nutzung anfallende Umweltbelastung auf mehrere Nutzer verteilt wird. Wie viele andere Stadtbewohner, besitzen wir kein Auto. Insbesondere aus Kostengründen haben wir uns immer wieder dagegen entschieden, ein eigenes zu kaufen.
Wir würden das Gefährt zu wenig nutzen und es würde – wie bei den meisten Autobesitzern – eher herumstehen als gebraucht werden. Statistiken zeigen, dass die meisten Fahrzeuge mehr als 23 Stunden pro Tag nicht fahren. Meine Frau und ich nutzen für kürzere Fahrten Carsharing. Für längere mieten wir ein Auto.
Seit einigen Jahren bietet nebst den etablierten Autovermietern auch die Sharingplattform Sharoo die Möglichkeit, Fahrzeuge von Privatpersonen zu mieten. Im Raum Luzern können so aktuell etwas über 20 Fahrzeuge gemietet werden. Dieses Angebot ist also noch ausbaufähig.
Carsharing und Mietfahrzeuge in Ehren: Ein Blick auf die Umweltbelastung der verschiedenen Mobilitätsformen zeigt, dass der Gang zu Fuss, das Fahrrad oder der ÖV in jedem Fall dem Auto immer vorzuziehen ist, Sharing hin oder her.
Die gängigsten Sharing-Möglichkeiten in Luzern
Nebst den Autos nutze ich momentan noch keine andere Sharing-Plattform. Um diese Wissenslücke zu schliessen, habe ich mich auf der bekanntesten Schweizer Sharing-Plattform Sharely umgesehen. Dort werden im Raum Luzern über tausend Hochdruckreiniger, Beamer, Werkzeuge, Stand-up-Paddle-Boards oder Schneeschuhe zur Miete angeboten. Wobei etwas mehr als tausend Objekte bei über 200’000 Einwohnern in der Agglomeration Luzern eigentlich nichts ist.
Ein etwas anderes Angebot bietet «Pumpipumpe». Es basiert auf der Idee des kostenlosen nachbarschaftlichen Teilens und hat eine ganz simple Funktionsweise. Für sieben Franken bestelle ich ein Set von Stickern, klebe diese an den Briefkasten und lasse so die Nachbarn wissen, was sie bei mir ausleihen können.
Da die Briefkästen manchmal etwas versteckt sind, kann ich dank der Pumpipumpe-Map auch die nähere Umgebung nach Verleihern abklappern. Doch auch die Anzahl Vermieter auf der Pumpipume-Map ist in Luzern überschaubar.
Die Klassiker: Von Bibliotheken, Kinderkleiderbörsen und ausgeliehenen Maschinen
Bei dieser Betrachtung von gängigen Sharing-Angeboten darf man nicht vergessen, dass es in Luzern schon seit jeher die Möglichkeit gibt, Geräte und Objekte zu teilen, zu mieten und zu tauschen.
Schon seit 1812 bietet die Zentral- und Hochschulbibliothek im Vögeligärtli Bücher und Zeitschriften zur Ausleihe an. Auch in der Stadtbibliothek Luzern am Löwenplatz können tausende Kinder-, Sach- und Belletristikbücher vor Ort gelesen oder ausgeliehen werden.
Ein weiterer Klassiker sind Kinderkleider, welche an Börsen getauscht werden. Die Webseite Kindex listet verschiedenste Börsen, Shops und Brockenstuben mit Kinderartikeln auf. Schon im März stehen in verschiedenen Luzerner Quartieren (13. März Obergütsch, 18. März Littau, 21. März St. Michael und Paulusheim) die nächsten Börsen an.
Wer für eine Kostümparty ein extravagantes Kleid sucht, dem empfehle ich den Kostümfundus des Luzerner Theaters. Bei über 30’000 Einzelstücken findet man sicher etwas Passendes.
Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Baufachmärkte, wo Werkzeuge und Gartengeräte tage- oder wochenweise gemietet werden können. Fragen Sie beim Baumarkt ihres Vertrauens nach den Konditionen. Bei der Luzerner Umweltberatung finden Sie weitere Angebote, wo in Luzern gemietet, getauscht und ausgeliehen werden kann.
Diese kurze Übersicht zeigt: Es besteht noch Potenzial, mehr zu teilen in Luzern. Die neuen Plattformen funktionieren jedoch nur, wenn es genügend Vermieter gibt. Wegen dem Corona-Virus verbringen wir momentan wohl alle etwas mehr Zeit zu Hause als normalerweise.
Warum nutzen wir diese nicht, um uns auf Tauschplattformen anzumelden und mit dem tauschen zu beginnen? Die Umwelt wird es uns danken und die Zahl der Nachbarschaftskontakte wird garantiert steigen.